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die feindlichen Gegenoperationen betreffend noch in Waizen Raum gegeben (daß der Feind uns sein Gros fortwährend auf dem Fuße folgen lassen werde), sich, angesichts des schon am 18. Juli Abends fühlbar gewordenen Erlahmens der feindlichen Verfolgung, als unrichtig erwies, und nun an die Stelle jener Vorausseßung die Annahme trat, der Feind habe sein Gros schon am 17. Juli (noch vor Waizen) getheilt, die eine Hälfte nur bis zu dem ersten Eipelübergange, hinter Balassa-Gyarmat, uns folgen lassen, von dort jedoch über Szécsény, Lócz und Pásztó nach Pétervására (in der Absicht, den unsererseits über den leztgenannten Punkt möglichen Durchbruch gegen Süden zu verwehren) abgelenkt, während zur Verhinderung unsers östlichen Durchbruchs die andere Hälfte des feindlichen Gros sofort in Eilmärschen auf der Gyöngyöser Route gegen Miskolcz dirigirt worden.

(Die energische Verfolgung bis an den erwähnten ersten Eipelübergang hinter Balassa-Gyarmat, unweit Hugyag, mochte den taktischen Zweck, die Früchte des Sieges von Waizen in möglichster Fülle aufzulesen, und zugleich den zwiefachen strategischen haben, uns einerseits die Rückkehr nach Komorn, andererseits den — etwa in der Annahme der Wahrscheinlichkeit eines südlichen Durchbruchsversuches über Gyöngyös oder Hatvan als von uns beabsichtiget vorausgeseßten Flankenmarsch links, über Szécsény und Lócz in das Zagyvathal, unausführbar zu machen.)

Das plögliche Nachlassen der feindlichen Verfolgung also com= binirt mit der gleichzeitigen Kundschafternachricht, die nördliche russische Heeresabtheilung befinde sich bereits im Anmarsche von Altsohl gegen Lossoncz führten mich zu dem Schlusse, daß die strategische Stellung, in welche der Feind nunmehr zu gelangen strebt, und wohl noch zur rechten Zeit zu gelangen hofft, etwa folgende sein dürfte:

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Es stand ferner zu erwarten, daß sich der Feind die Möglichkeit, den Punkt Miskolcz mit dem erwähnten Heerestheile früher denn wir

zu gewinnen, um jeden Preis sichern,

daß er Alles aufbieten werde, unsern Marsch nach demselben Punkte zu verzögern, daß wir demnachh vielleicht schon bei dem ersten wichtigern Flußübergange (etwa am Sájo, zwischen Dubicsány und Vadna) auf feindlichen Widerstand treffen werden.

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Angesichts dieser Wahrscheinlichkeiten aber konnte ich die weit höhere Wichtigkeit der Aufgabe des Avantgardecorps vor jener des Corps der Arrieregarde schlechterdings nicht verkennen. Denn versagte auch die Nachhut gänzlich wie dies bei Ráros der Fall gewesen so konnte das Endziel unserer Operation (der östliche Durchbruch über Miskolcz und Tokaj) dennoch erreicht werden, wenn nur die Vorhut ihre Schuldigkeit that, und der Accumulation einer ebenbürtigen feindlichen Streitmacht bei Miskolcz mit der rechtzeitigen Gewinnung dieses Punktes, troß aller Gegenanstrengungen des Feindes, zuvorkam. Versagte hingegen die Vorhut: dann war die lezte Möglichkeit eines Durchbruchs dahin, mochte die Nachhut ihre Aufgabe auch noch so glänzend lösen. Ich mußte also eingedenk überdies der Regel, den tüchtigsten Untercommandanten mit seinen Truppen für den Augenblick der leßten Entscheidung en réserve zu halten - die vom Chef des Generalstabes während meiner gänzlichen Dienstunfähigkeit erfolgte Disponirung der drei Armeecorps für die unbedingt zweckmäßigste anerkennen. General Nagy Sándor war der mindestfähige und zugleich mindestverläßliche unter den Corpscommandanten: ihm durfte unter den oben entwickelten Conjuncturen nur die Nachhut der Armee anvertraut werden. Weit sicherer hingegen als vom General Nagy- Sándor, ließ sich die Lösung der Aufgabe, welche dem Führer der Vorhut gestellt war, vom General Pöltenberg erwarten; während General Graf Leiningen, der tüchtigste von Allen, mit seinem Corps nothwendigerweise en réserve bleiben mußte.

Für den 21. Juli wurde demnach General Pöltenberg mit dem 7. Corps von Rimaszombat voraus zur Gewinnung des Ueberganges über den Sajó, zwischen Dubicsány und Vadna, General Graf Leiningen mit dem 3. Corps, en réserve, von Osgyán nach Putnok, General Nagy-Sándor mit dem 1. Corps, als Rückendeckung, von Apátfalva nach Rimaszécs beordert.

Dreissigstes Capitel.

Die ersten russischen Parlamentäre im Lager der von mir befehligten Armee. bare Folgen dieses Ereignisses.

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In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli erscheinen in Rimaszombat zwei russische Offiziere, der Husarenrittmeister Katlarow und der Artillerielieutenant Graf Rüdiger.

Sie waren am 20. Abends als Parlamentärs vom russischen Obersten Chrulow zunächst nur an den Commandanten unserer Arrieregarde bei Apátfalva abgeschickt worden. General Nagy- Sándor jedoch wies sie an mich persönlich, und veranlaßte ihre Escortirung in das Hauptquartier durch den Chef seines Generalstabes.

Vor mir nun erklären sie, auf Befehl des Obercommandanten der russischen Armee F.-M. Fürsten Paskiewitsch, vom Corpscommandanten General der Cavallerie Graf Rüdiger mittelbar durch den Avantgardecommandanten Oberst Chrulow beauftragt zu sein, mich im Namen Seiner Majestät des Czar aufzufordern, ich solle meinen Truppen anbefehlen, daß sie die Waffen ablegen, sich zerstreuen, und jeder einzelne Mann nach seiner Heimat zurückkehre; widrigenfalls wir sofort von

der russischen Armee angegriffen würden.

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Ich begehre vor Allem das Beglaubigungsschreiben der Parlamentärs zu sehen.

Sie besigen nichts Aehnliches und behaupten nur mündliche Aufträge erhalten zu haben.

Ich mache hierauf die Bemerkung, daß sie ohne Creditiv der Möglichkeit entbehrten, mich von der Authenticität ihrer Sendung zu überzeugen.

Sie meinten dagegen, das würde sich finden; ich solle nur einstweilen zur Eröffnung der Unterhandlungen einen 48stündigen Waffenstillstand mit ihnen abschließen.

Das bloße Drohen mit dem Angriffe war mir nach den Ereignissen des 15. 16. 17. und 18. Juli etwas unerwartet gekommen, und hatte mich sofort auf die Vermuthung gebracht, daß die Aufforderung zum Waffenablegen nur die Maske der eigentlichen Sendung. Der plögliche Antrag auf 48stündigen Waffenstillstand schien jene Vermuthung zu bestätigen; diesen Waffenstillstand zu erwirken schien die eigentliche Aufgabe des Parlamentirens; - der Zweck des Waffenstillstandes aber konnte kein anderer sein, als die Verzögerung unsers Rückzuges.

Ich ziehe hieraus den erfreulichen Schluß, daß der Feind an der rechtzeitigen Gewinnung des Punktes Miskolcz bereits verzweifelt, und denke begreiflicherweise an nichts weniger als an die Annahme des Waffenstillstandes.

In der Hoffnung aber, den beiden Parlamentärs im Verlaufe einer anhaltendern Unterredung irgend eine unwillkürliche Revelation über die Stellung der feindlichen Armee zu entlocken, beschließe ich, mit der definitiven Ablehnung des Waffenstillstandes möglichst lange zurückzuhalten.

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Ich thue somit vorläufig dergleichen als ginge ich in die Idee des Waffenablegens ein; ja ich fordere sogar um die Täuschung möglichst vollständig und die Parlamentärs möglichst viel reden zu machen die leztern geradezu auf, mir kundzugeben, ob wir denn gar keine positiv günstigen Bedingungen im Falle der Waffenstreckung zu erwarten hätten.

Nur Einer der beiden Parlamentärs- Lieutenant Graf Rüdiger spricht deutsch. Er führt gewöhnlich das Wort; und nach einem kurzen mir unverständlichen Zwiegespräch mit seinem Gefährten stellt er als Entgegnung auf meine Frage folgende zwei Bedingungen:

1) Für die Mannschaft: freien Abzug in die Heimat, wobei sie von jedem Zwange zu fernern Militärdiensten frei bleiben sollte;

2) Für die Generale und Offiziere: dasselbe, und den ungehinderten Uebertritt in kaiserlich russische Dienste mit dem Range, welchen sie in der ungarischen Armee bekleiden.

Ich mache dem Lieutenant Graf Rüdiger begreiflich, daß die Armee vor Allem einer Garantie für die Zukunft des Landes bedarf.

Hierauf nun glaubte er auch noch für das Land die Fürsprache des Czars beim Kaiser von Oesterreich zusagen zu dürfen.

Die Aeßerungen des Lieutenant Graf Rüdiger find kurz und bündig; er zeigt sich überhaupt wortkarg. Die Komödie beginnt mich zu langweilen, da sich die Aussicht, irgend Etwas von Bedeutung über die Stellung der russischen Armee zu erfahren, bei der Schweigsamkeit des genannten Parlamentärs immer mehr umnebelt.

Weit mehr Gesprächigkeit als sein Gefährte, verräth Rittmeister Katlarow; dieser ist aber außer der russischen nur der französischen Sprache mächtig, in welcher ich hinwieder nur äußerst schwer fortfomme.

Nichtsdestoweniger entschließe ich mich, fortan mit Rittmeister Katlarow mein Glück zu versuchen und die fernere Conversation mit diesem fortzuführen. Den schicklichen Anlaß hierzu gewinne ich durch die Aufforderung an Lieutenant Graf Rüdiger, die gestellten Bedingungen zu Papier zu bringen.

Während nun der Leztere dieser Aufforderung nachkommt, wähle ich als Anknüpfungspunkt der Conversation mit Rittmeister Katlarow die Frage, ob er wohl bereit wäre, ein Schreiben von mir an den Fürsten Paskiewitsch zu bestellen?

,,Also nehmen Sie den Waffenstillstand an!“ fällt Rittmeister Katlarow mir ins Wort.

Ich zweifle nach diesem Einwurfe nicht mehr daran, daß es den beiden Parlamentärs nur um den Waffenstillstand zu thun sei.

Rittmeister Katlarow war mir auf den schlüpfrigen Terrain, auf welchen ich ihn zu locken beabsichtigt, rascher gefolgt, als ich erwartet hatte. Ich eile diesen günstigen Umstand auszubeuten.

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