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maligen Lage Ungarns, eine Wohlthat war, welche die Häupter der Revolution dem eigenen Vaterlande erwiesen, eine Rücksicht, welche sie der Ehre ihrer Nation schuldeten, den Kampf mit Preisgebung des eigenen Lebens einem wenn auch unglücklichen doch nicht ruhmlosen Ende rasch entgegenzuführen.

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Von dieser Ueberzeugung durchdrungen, hatte ich der Regierung die Wahlstatt der legten Entscheidung auf das rechte Donauufer zu verlegen empfohlen, das wiederholte Aufbieten des Landsturmes ge= tadelt, ja, so weit mein persönlicher Einfluß reichte, thatsächlich verhindert, und endlich nachdem ich einsehen mußte, daß Kossuth der Aufgabe, meine Ueberzeugung zu theilen und ihr zu leben, moralisch nicht gewachsen sei — hatte ich diesem geradezu erklärt, meine Absicht gehe dahin, selbst mit der Hauptarmee allein, bei Komorn zu bleiben. Hierauf ward ich wie bekannt des Obercommandos entseßt. Die überraschend energische Parteinahme der Hauptarmee für mich verschaffte mir jedoch wieder die erforderliche Macht, jener Erklärung gemäß zu handeln, und ich war hierzu bereits fest entschlossen, als General Klapka, die Corpscommandanten der Hauptarmee und der Chef der Central - Operationskanzlei sich zu dem angeordneten Kriegsrathe bei mir versammelten.

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Indessen durfte ich die Bedeutung jener Parteinahme der Hauptarmee für mich gleichwohl nicht überschäßen; durfte den namhaften Antheil durchaus nicht verkennen, welchen möglicher- ja höchst wahrscheinlicherweise die allgemeine Entrüstung über die Wahl des neuen Obercommandanten, und wohl auch die in Folge meiner Verwundung lebhafter angeregten, mir freundlichen Gefühle an der Veranlassung zu jener Parteinahme haben mochten; durfte endlich die noch vorhandenen gefährlichen Klippen nicht übersehen, an welchen mein Vorhaben scheitern konnte.

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Diese Klippen waren zunächst die sichtliche Sympathie der beiden ältesten Generale der Hauptarmee (Klapka und Nagy-Sándor) für die Maßregeln der Regierung, namentlich für die eben besprochenen, und der nicht unbedeutende Einfluß, welchen diese beiden Männer in ihrer hervorragenden Stellung (besonders General Klapka als mein

Stellvertreter im Commando) auf die Gesinnung der Armee geltend machen konnten.

Am ungünstigsten meinem Vorhaben war jedoch der Umstand, daß mich die Folgen meiner Verwundung, den Pflichten als Commandant persönlich obzuliegen, hinderten: denn so entging mir vollends der ungewöhnliche Vortheil, durch die Doppelgewalt der eigenkräftigen Führung und des eigenen Beispieles die Hauptarmee in ihrer Gesammtheit zu der nach meiner Überzeugung — unbedingt ehrenvollen Trennung nicht von dem der

ihres fernern Geschickes von jenem Kossuth's

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Angenommen, ich wäre um diese Zeit noch oder schon wieder dienstfähig gewesen: so würde ich zuverlässig keinen Kriegsrath abgehalten, sondern, die Gewalt der Thatsachen kennend, gehandelt haben. Ich hätte die nunmehr vereinigte Armee meinem ursprünglichen Vorsage gemäß ohne mich viel um die Sympathien der Generale Klapka und Nagy Sándor zu kümmern sofort zum Angriffe auf die Stellung der Desterreicher geführt und hierdurch allein schon, jeden meinem Vorhaben feindlichen Einfluß der genannten beiden Generale auf die Gesinnung der Armee ganz sicher gelähmt: denn sie mußten dann, um für den Rückzug, also gegen den Angriff, zu agitiren, nothwendigerweise in den Schatten kriegerischer Zweideutigkeit treten, und dürften bald Gelegenheit gefunden haben, bitter zu bereuen, daß sie nicht schwiegen.

Nun ich aber die factische Führung der Armee eben an General Klapka zu überlassen genöthigt und zugleich überzeugt war, daß dieser die Autorität des höhern Befehls gegen meinen Willen um so gewisser geltend machen werde, als er in der beschlossenen Concentrirung bei Szegedin eine Huldigung erkennen mochte, dargebracht seiner eigenen Idee, den Kampf im zuversichtlichen Hinblick auf eine rettende Gegenintervention des Westens Europas in die Länge zu ziehen: so schien mir ein entsprechender Kriegsrathsbeschluß das einzige Mittel, den General Klapka für die Durchführung meines Vorhabens zu gewinnen; und ich konnte überhaupt zufrieden sein, wenn General Klapka die Competenz des von mir berufenen Kriegsraths, irgend einen Beschluß gegen

den ausdrücklichen höhern Befehl zu fassen, nicht von vorneherein geradezu in Abrede stellte.

Zunächst kam also Alles darauf an, daß es gelinge, einen ähnlichen Kriegsrathsbeschluß zu erzielen.

Diese Aufgabe schien mir indessen keine leichte; denn ich sah wohl ein, daß die eigentliche Basis meiner Absicht, mit der Hauptarmee die lezte Entscheidung vor Komorn zu suchen mein gänzliches Verzweifeln nämlich an der Möglichkeit einer materiellen Rettung der ursprünglich gerechten Sache Ungarns sich schlechterdings nicht maskiren ließ, sobald ich einmal jene Absicht selbst ganz unverhüllt, als Antrag formulirt, der Debatte im Kriegsrathe preisgab. Und da ich blos von zwei Mitgliedern des Kriegsraths überzeugt war, sie hätten gleich mir nicht nur die Unmöglichkeit einer materiellen Rettung der nationalen Sache, sondern auch das innere Gebot, deren moralische Rettung oder was auf Eines hinauslief die Wahrung der Waffenehre um jeden Preis anzustreben, bereits erkannt: so mußte ich ebenso wohl einsehen, daß der matteste Schimmer von Hoffnung in den Gemüthern der übrigen Mitglieder des Kriegsraths, etwa durch Klapka's unvermeidliches Hinweisen auf die hohe Wahrscheinlichkeit einer baldigen rettenden Gegenintervention angefacht, meinen Antrag in seiner Grundlage erschüttern und fallen machen konnte.

Um nun dies zu verhindern, glaubte ich die wahre Tendenz meines Antrages (auf unverweilte Eröffnung der Offensive gegen die Desterreicher) verbergen zu müssen.

Ich selbst motivirte demnach - in der Hoffnung, durch dies Manoeuvre die voraussichtlichen Einwürfe des Generals Klapka in vorhinein zu entkräften meinen Antrag vom Standpunkte der, auf dem Wahnglauben an eine rettende Gegenintervention fußenden, Ansicht Klapka's, daß der Kampf möglichst in die Länge zu ziehen wäre.

Das vorzüglichste Material zu dieser Motivirung entnahm ich unmittelbar aus dem oben besprochenen Operationsplane Dembinski's.

Ich beleuchtete vor Allem die, eine nachhaltig kräftige Defensive zunächst in Frage stellenden Fehler desselben, und machte den Kriegsrath insbesondere auf den argen strategischen Misgriff Dembinski's auf

merksam, als Basis für seine künftigen Operationen das Banat, einen Landestheil gewählt zu haben, in welchem bei der uns größtentheils feindseligen Stimmung der Bevölkerung sich nur spärliche Ressourcen für die beabsichtigte, dauernd energische Fortseßung des Kampfes vorfinden dürften; dessen den beiden feindlichen Hauptangriffen zugekehrte Vertheidigungslinien (Maros und Nieder-Theiß) in einem ausspringenden, weder taktisch durch einen haltbaren Plaz verstärkten, noch auch strategisch leicht zu vertheidigenden, spißen Winkel (bei Szegedin) gebrochen und, insolange das Plateau von Titel in Feindesgewalt, links ohne Appui find, - dessen wichtigster Punkt endlich (die Festung Temesvár) ebenfalls noch feindliche Besazung hat.

Ich sprach ferner meine Ansicht dahin aus, daß an einen längern erfolgreichen Widerstand bei der eben geschilderten strategischen Sachlage im Banat gar nicht zu denken sei, zur Aenderung dieser jedoch kaum hinreichende Zeit erübrigt werden dürfte, so die Hauptarmee sich dem allgemeinen Rückzuge gegen Szegedin anschlösse und, wie vorauszuseßen, die beiden feindlichen Hauptheere unmittelbar nach sich zöge; daß also die legtern um jeden Preis in ihrem Weitervordringen gegen Süden aufzuhalten wären, wenn anders die zur günstigen Umgestaltung unserer wie erwähnt precairen strategischen Sachlage im Süden erforderliche Zeit gesichert, somit das gewünschte In-die- Länge - Ziehen des Kampfes ermöglicht werden soll; daß endlich die Hauptarmee vermöge ihrer strategischen Stellung in der Lage sei, für sich allein beide feindlichen Hauptheere in ihrem Weitervordringen gegen den Süden des Landes theils direct, theils indirect und hoffentlich so lange aufzuhalten, bis Temesvár und das Plateau von Titel erobert, die im Lande vertheilten Kriegsvorräthe hinter der Maros und Nieder-Theiß aufgegespeichert, die Vertheidigung der ausgedehnten Flußstrecken geregelt und durch provisorische Festungsbauten verstärkt, somit die unerläßlichsten Bedingnisse zu einem längern entschiedenen Widerstande erfüllt wären.

Hierauf stellte ich den Antrag, die Hauptarmee solle_demzufolge bei Komorn bleiben, und sofort die Offensive gegen die Desterreicher ergreifen; denn hierdurch eben würde das Gros der Desterreicher direct,

jenes der Russen hingegen indirect von der Maros und Nieder-Theiß ferne gehalten.

Zulezt versuchte ich diesen verzweifelten, in seinen Consequenzen allerdings halsbrecherischen Antrag selbst den etwa noch mit hoffenden Blicken der Zukunft entgegensehenden Mitgliedern des Kriegsraths, durch Ausspinnung mehrer, mitunter selbst unwahrscheinlicher, Vortheile eines glücklichen Fortganges jener Offensive mundgerecht zu machen. Indessen mochte ich hierin etwas zu weit gegangen sein, und eben dadurch das Mistrauen Klapka's gegen die Aufrichtigkeit der Motivirung meines Antrages geweckt haben.

Dem sei übrigens wie ihm wolle

Thatsache ist, daß General

Klapka meinen Antrag bekämpfte und seinerseits vorschlug, es solle der zur Concentrirung bei Szegedin beorderte Großtheil der Hauptarmee Komorn sogleich und zwar auf dem linken Donauufer verlassen: denn nur durch die möglichst rasche Concentrirung sämmtlicher Streitkräfte - meinte Klapka könne das Vaterland noch gerettet werden; mein Antrag aber - käme er zur Ausführung hätte die Trennung der Hauptarmee von der Regierung, folglich auch von den mit dieser vereinigten übrigen vaterländischen Heeren zur Folge.

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Die Wahrscheinlichkeit der leztern Behauptung Klapka's war zu augenfällig, als daß ich in meiner Ungewißheit über den Umfang der Hoffnungen, von welchen die Majorität des Kriegsrathes etwa noch erfüllt sein konnte das Resultat einer Abstimmung über meinen Antrag nicht hätte fürchten müssen.

Ich nahm also nochmals das Wort, um darzuthun, wie durch meinen Antrag die Vereinigung der Hauptarmee mit der Regierung und den übrigen Heeren Ungarns durchaus nicht unmöglich gemacht werde, weil ja dieser Vereinigung, nach erfolgtem Durchbruche, durch die Linie der Oesterreicher auf dem rechten Donauufer, gar kein feindliches Hinderniß mehr entgegenstehe. Die Frage, über welche der Kriegsrath zu entscheiden hätte, stände also keineswegs:,, Vereinigung oder Nichtvereinigung?" sondern vielmehr: „ob die gewünschte Vereinigung durch Flucht oder durch Kampf erzielt werden solle?"

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