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Ich fürchtete das letztere

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ich leugne es nicht. Die noch frische Erinnerung an die Winterreise Kossuth's von Pest hinter die Theiß berechtigte mich hierzu.

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Für den Fall, daß Kossuth ein Gelüsten nach einer ähnlichen. Sommerreise verrathen sollte, war mein Entschluß gefaßt, und ich harrte ruhig dem Schicksale meines Antrages entgegen.

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Kossuth schien im Zuge, der bei ihm so plöglich in Miscredit gerathenen Nation mit allen rhetorischen Waffen auf den Leib zu rücken. Er begann eben mit einer nicht schmeichelhaften Apostrophe an dieselbe: als plöglich sein Kammerdiener mit zwei ansehnlichen Flaschen Bier eintrat, scheinbar unschlüssig, welchem der Herren Minister er zunächst aufwarten solle.

,,Was soll das?!" - rief Kossuth, seine geharnischte Apostrophe an das Volk unterbrechend, und herrschte den verlegenen Ganymed erzürnt aus dem Zimmer.

Dies störende Intermezzo war unabsichtlicherweise durch mich veranlaßt worden; denn unmittelbar vor dem Beginne der Ministerrathssigung hatte ich im Antichambre über heftigen Durst geklagt. Damit war freilich durchaus nicht gemeint, daß mir der Trunk während der Conferenz, und noch dazu in so unmäßiger Quantität, servirt werde. Dessenungeachtet glaubte ich die Schuld der ärgerlichen Störung auf mich nehmen zu sollen.

Kossuth zeigte sich in Folge meiner Selbstanklage schnell versöhnt. Er mochte sich überdies den in seiner Wohnung versammelten Ministern gegenüber zu den Rücksichten eines Hauswirthes gegen seine Gäste verpflichtet gefühlt haben, und ließ sofort edlere Getränke nebst einem entsprechenden Imbiß herbeischaffen.

Der ernste schweigsame Ministerrath metamorphosirte sich rasch zu einer aufgeweckten improvifirten Männersoirée. Die düstere Stimmung des erstern schlug plöglich in die heitere, fast frivole der leztern um. Kossuth nahm seine Apostrophe an das Volk nicht wieder auf, sondern erklärte sich ohne weiteres mit meinem Antrage in allen Punkten einverstanden. Ein Gleiches thaten nach ihm mehre der Minister. Mein Antrag wurde nicht verworfen,

und dennoch entbehrte ich der innern

Ueberzeugung, daß es Kossuth und der Mehrzahl der Minister mit der Annahme, geschweige denn mit der standhaften Durchführung desselben Ernst sei.

Ich entbehrte dieser innern Ueberzeugung: weil ich angesichts der Leichtfertigkeit, mit der die Mehrzahl der Sprecher eine Frage erörtert, auf welcher das Einzige, was noch zu retten übrig war, die Ehre der Nation, beruhte - des Argwohnes nicht los werden. konnte, als hätte ich das meinem Antrage günstige Resultat der Berathung zumeist der Dienstfertigkeit des oberwähnten Kammerdieners und deren begeisternden Folgen zu danken.

Als ich Tags darauf die Hauptstädte verließ zu betreten

um sie nie wieder begleitete mich die Vorahnung, Kossuth und die Mehrzahl der Minister würden durch ihre Handlungen verleugnen, was sie mir in der Berathung vom 26. Juni Abends zugesagt.

Jedenfalls war ich entschlossen, die Hauptarmee auf dem rechten Donauufer zu vereinigen, und den beabsichtigten lezten Schlag wär's auch nur mit dieser allein gegen die Desterreicher zu führen.

Die leztern hatten sich indessen auf dem rechten Donauufer concentrirt, und ich fand am 27. Juni, bei der Centraloperationskanzlei in Dotis angelangt, die von mir in offensiver Absicht beschlossene Zusammenziehung unserer Hauptarmee auf demselben Ufer der Donau, bereits als nothgedrungene Defensivmaßregel eingeleitet. Ja, sie erschien selbst als Defensivmaßregel zur Behauptung der Raablinie schon verspätet.

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Die Bewegung der Desterreicher vom linken auf das rechte Ufer der Donau war weder von mir, noch meines Wissens von sonst Jemand im ungarischen Lager vorausgesehen worden: erkennen aber ließ sie sich aus den Kundschafterberichten und den Meldungen der an der Waag und in der Großen Schütt detachirten Commandanten — erst nachdem sie schon ausgeführt war, und die Desterreicher bereits zum Angriff auf die Stellung Pöltenberg's und Kmety's an der Raab

vorrückten.

Der lettere stand eben bei Marczaltö, 4 bis 5 Meilen südlich) von Raab concentrirt. Bekanntlich waren ihm bisher für den Fall

eines sieghaften feindlichen Angriffes die Hauptstädte als Rückzugsobject bezeichnet. Hierin nun hätte in Folge meiner legten Entschlüsse eine Aenderung eintreten, und General Kmety, selbst im schlimmsten Falle, mit General Pöltenberg vereinigt bleiben sollen.

Allein schon am 27. Abends traf in Dotis die Meldung ein, daß eine österreichische Heeresabtheilung im Laufe des Tages den Raabfluß zwischen Raab und Marczaltö überschritten habe, und bis auf die Verbindungslinie zwischen der Division Kmety und dem 7. Corps vorgerückt sei. Hierdurch erschien die Division Kmety vom 7. Corps bereits abgeschnitten, die Stellung des leztern vor und bei Raab links umgangen, und cin directer concentrischer Angriff auf diese stand schon Tags darauf zu erwarten.

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Am 28. früh verließ ich Dotis, um mich nach Raab zu begeben. Als ich hier ankam, fand ich die Stellung des 7. Corps westlich von Raab bereits heftig angegriffen. General Pöltenberg hatte sogar seine erste Position eine Stunde von Raab à cheval der Wieselburger Chaussée und des Flüßchens Rabnig schon aufgegeben und sich in die zweite, etwa um die halbe Entfernung näher zu Raab gelegene, zurückgezogen; weil in dieser, ihrer kürzern Ausdehnung wegen, die Möglichkeit vorhanden war, den feindlichen Angriffen nachhaltigern Widerstand mit jenen Streitkräften zu leisten, welche dem General Pöltenberg zur directen Vertheidigung von Raab übrig geblieben, nachdem er die Nothwendigkeit erkannt, einen großen Theil seiner Truppen auf die Pápaer Straße zu disponiren.

Schon in der Nacht vom 26. auf den 27. Juni nämlich hatte General Pöltenberg auf die erste Nachricht, daß die Communication zwischen seinem Corps in Raab, und der Division Kmety in Marczaltö, durch einen bei Móriczhida zu befürchtenden Uebergang über den Raabfluß gefährdet sei, zur Sicherung der genannten Communication 2 Bataillons, 4 Escadrons und eine Batterie nach Tet abrücken lassen.

Diese Colonne erreichte um die Mittagszeit des 27. Juni den Ort Tét, traf aber daselbst zwei Compagnien des zur Division Kmety gehörenden 10. Honvéd-Bataillons, welche als äußerste rechte Flankendeckung der Division, von der leztern, durch den am Morgen des

Tages bei Móriczhida wirklich erfolgten Uebergang einer von Dedenburg angerückten feindlichen Colonne, bereits abgeschnitten, sich eben auf das 7. Corps nach Raab zurückzuziehen im Begriffe waren.

Die Angaben der Offiziere dieser beiden Compagnien über die Stärke des Feindes, dann die Versicherung, daß derselbe unmittelbar nach bewirktem Flußübergange die Richtung gegen Tet eingeschlagen habe, bewogen den Commandanten der Colonne vom 7. Corps, sogleich wieder bis Szemere zurückzumarschiren.

In Folge der hierüber erhaltenen Anzeige detachirte nun General Pöltenberg in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni einen seiner Infanteriedivisionäre mit dem durch einige Escadrons verstärkten Reste jener Division, zu welcher die bereits in Szemere stehenden 2 Bataillons gehörten, ebendahin. Die Entsendung noch bedeutenderer Streitkräfte nach diesem Punkte erschien bei den mittlerweile längs der Wieselburger Chaussée wahrgenommenen, die Stellung Pöltenberg's vor Raab in der Front bedrohenden, Offensivbewegungen des Feindes nicht rathsam.

Die gesammte Streitmacht Pöltenberg's, bestehend aus dem 7. Corps und einer schon vor mehrern Tagen durch General Klapka von Komorn nach Raab disponirten Colonne des 8. Corps im Ganzen bei 11,000 Mann mit etwa 40 Geschüßen war somit am 28. früh

auf zwei, nahe an dritthalb Meilen von einander entfernten Punkten vertheilt.

Etwa zwei Drittheile nämlich (rechter Flügel) unter Pöltenberg's unmittelbarem Commando standen à cheval der Wieselburger Chaussće und der Rabniß zur Vertheidigung der Stadt gegen den westlichen, den Hauptangriff des Feindes; der Rest (linke Flügel) geführt von dem oberwähnten Infanteriedivisionär des 7. Corps stand bei Szemere, und hatte die Aufgabe, zur Wiederherstellung der Communication mit der Division Kmety, die am Vorabende bis Tet vorgerückte feindliche Heeresabtheilung anzugreifen, und wo möglich von der Pápaer Straße weg und über den Raabfluß zurückzudrängen.

Indessen kam diese feindliche Heeresabtheilung am Morgen des 28. dem Angriffe unsers linken Flügels zuvor. Fast gleichzeitig erhielt der Commandant des leztern von dem zur Beobachtung der Flußstrecke

zwischen Raab und der Höhe von Szemere aufgestellten Avisoposten die Meldung, daß eine feindliche Colonne, welche den Raabfluß bei Babót überschritten, in der Richtung gegen Ménfö vorrücke. Hierdurch) sah der Commandant des linken Flügels, um nicht selbst von Raab abgeschnitten zu werden, sich genöthigt, seine Truppen von Szemere nach Menfö zurückzuführen. Er mußte dies gleichwohl eine Zeit lang fechtend thun; da er von Tet her bereits angegriffen war, und nun eine Strecke Weges heftig verfolgt wurde. In Ménfö gedachte er entschiedenern Widerstand zu leisten.

General Pöltenberg war von all diesen ungünstigen Ereignissen bereits in Kenntniß, als ich in Raab anlangte, und ihn daselbst sprach. Er hoffte übrigens immer noch, sein linker Flügel werde bei Menfö im Stande sein, dem fernern Vorrücken des Feindes so lange Einhalt zu thun, bis der von Komorn erwartete Succurs auf dem Schlachtfelde einträfe.

Ich hatte jedoch schon die Ueberzeugung gewonnen, daß dieser Succurs, bestehend aus dem 2. Armeecorps nebst noch einem geringen Theile des 8., im Laufe des Tages höchstens Gönyö erreichen könne, und durfte also an eine fernere Behauptung von Raab, nur in dem Falle eines ungewöhnlich günstigen Erfolges unserer Waffen bei Ménfő, denken.

Sonach überließ ich Pöltenberg die fernere Vertheidigung von Raab, und eilte die Leitung des Kampfes bei Menfö persönlich zu übernehmen. Allein auf dem Wege dahin begegnete ich bereits einem Husaren mit der schriftlichen Meldung des Commandanten vom linken Flügel, daß ihn der unglückliche Ausgang eines kurzen Gefechtes bei Menfö genöthigt habe, den Rückzug auf Szabadhegy anzutreten. Unter diesen Umständen war die Stadt Raab mit ihren Vorstädten selbst abgesehen von der Uebermacht, mit welcher der Feind mittlerweile seine Angriffe auf dieselbe eingeleitet hatte nicht länger zu halten; weil durch den Rückzug des linken Flügels von Ménfö nach Szabadhegy Pöltenberg mit dem rechten vor Raab, bei längerm Verweilen daselbst, seine Rückzugslinie zu verlieren Gefahr lief.

General Pöltenberg erhielt fonach von mir den Befehl, Raab

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