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Landes herabzusenken begonnen haben würden - mit einem Theile der Armee zu debouchiren, und so während der Vorrückung der russtschen Armee eine Zeit lang gleichsam den äußersten rechten Flügel derselben zu bilden.

Die Vorstellungen nämlich, welche ich die Eroberung von Siebenbürgen durch die voraussichtlich eigens hierzu bestimmten alliirten Truppen einerseits, wie den Entsag von Temesvár und Arad durch die österreichische Südarmee andererseits, als zwei für sich abgeschlossene kriegsoperative Aufgaben betrachtend mir vorläufig über den Operationsplan der coalirten Armeen in Ober-Ungarn machte, waren folgende, und zwar

Russischerseits:

Einbruch und Vorrückung der Russen auf zwei Hauptoperationslinien, der einen (westlichen) von Neumarkt in Galizien über die Arva, Túrócz, den District der Bergstädte; Ipolyság, Waizen directe auf Pest, der andern (östlichen) von Dukla auf Kaschau und ferner den rückgängigen Bewegungen unserer Nordarmee entsprechend.

Desterreichischerseits:

Mit dem bei Freystadl und Schintau debouchirenden Theile der Armee: Cotoyirung der russischen Westarmee bis an die Donau, dann Cernirung von Komorn am linken Ufer der Donau zwischen dieser und der Donau-Waag, um Deckung sowohl dieser Cernirung als auch der russischen Operationsbasis gegen einen unsererseits von Gran aus möglichen Rückschlag. Der andere größere Theil der österreichischen Armee hält in der Großen Schütt und am rechten Ufer der Donau so lange fest, bis unsere Hauptarmee durch die Bewegungen der russischen Westarmee entweder zum Ausweichen auf das südliche linke Donauufer genöthigt oder auf das rechte allein angewiesen bliebe. Das an der steirischen Grenze bei Fürstenfeld concentrirte Corps rückt gleichzeitig über Stuhlweißenburg gegen die Hauptstädte; damit im erstern der eben angedeuteten beiden Fälle die Bewegung unserer Hauptarmee nicht unentdeckt bliebe, im leztern aber der Uebergang der russischen Westarmee über die Donau bei den Hauptstädten erleichtert und über

dies eine von uns etwa beabsichtigte Offensive gegen Wien und WienerNeustadt in der Ausführung beirrt würde.

Ueber die Stärke der erwarteten beiden russischen Heere war ich zwar sehr im Unklaren, fand jedoch nach den erwähnten Kundschafterberichten keine Veranlassung vorauszusehen, daß Rußland mit halben Maßregeln auftreten werde.

Ueber den Zeitpunkt, in welchem die russische Invasion en gros eigentlich zu erwarten stände, wußte ich noch weniger. Das Erscheinen der russischen Vortruppen in der Arva deutete freilich darauf hin, wie dieser Zeitpunkt kaum mehr ferne liegen dürfte; es schien sogar nicht unwahrscheinlich, daß die russischen Heere noch vor dem Wiederzusammentritte des ungarischen Reichstages einbrechen würden. — Nachdem mir aber doch eigentlich alle zuverlässigen Aufschlüsse hierüber fehlten: so konnte ich gleichwohl die Möglichkeit einer noch längern Zögerung nicht geradezu in Abrede stellen; und meine Ueberzeugung, daß Ungarn unbedingt verloren sei, sobald zu dessen Unterdrückung Rußland ernstlich die Hand biete: bestimmte mich, von dem leßten gebotenen Rettungsversuche, von jenen Bestrebungen nämlich, welche in der Absicht, die russische Intervention ihres Rechtstitels zu entblößen und sie hiedurch womöglich noch rückgängig zu machen auf die Abolirung der Debrecziner Unabhängigkeitsacte vom 14. April gerichtet waren, so lange nicht abzulassen, als mir die fortwährende Zögerung der russischen Heere auch nur den leisesten Schimmer von Hoffnung auf ein günstiges Resultat jener Bestrebungen übrig ließ.

Wie die Offensive gegen das österreichische Heer mit diesen Bestrebungen zusammenhing: habe ich im vorhergehenden Capitel angedeutet.

Es bleibt nur noch zu erklären, warum diese Offensive überhaupt erst Mitte Juni, warum nicht gleich nach der Einnahme von Ofen eröffnet worden.

Die Montirung der Armee hatte während der Aprilcampagne sehr stark gelitten: namentlich die Fußbekleidung war in einem Zustande, welcher befürchten ließ, daß nach einigen angestrengten Märschen, wie deren bei Operationen im freien Felde nicht selten nothwendig erscheinen,

Die

der streitbare Stand der Bataillone von jenem der Maroden überragt werden dürfte. Bereits in Komorn (vor dem Zuge gegen Ofen) waren die Klagen der Corpscommandanten über den schadhaften Zustand, in welchem sich die Bekleidung der Mannschaft befände, so laut geworden, daß die schon hiedurch allein erregten ernstlichen Bedenken wider die ununterbrochene Fortsetzung der Operationen gegen die retirirende österreichische Hauptmacht nur durch die volle Würdigung des unterneh menden Geistes, welcher die Truppen beseelte, hätten niedergehalten werden können. Jener gute Geist hatte sich während der Belagerung zwar nicht verschlechtert: wohl aber die Fußbekleidung. wenigen Tagmärsche aus dem Lager vor Ofen in die neuen Aufstellungen gaben dieser großentheils den Rest. - Die Belagerungsarbeiten während der vor Ofen hingebrachten siebzehn Tage hatten uns wohl übrige Zeit gelassen, diesem Uebelstande abzuhelfen: aber die Mittel hierzu waren nicht vorhanden gewesen. Kossuth hatte den Winter über viel, sehr viel Erstaunliches zur augenblicklichen Deckung der Armeebedürfnisse gethan; für die nachhaltige Deckung derselben jedoch war damit noch immer nicht gesorgt. Der Regierungscommissär, durch welchen Kossuth die Erzeugung der für die Armee nöthigen Monturs- und Rüstungsvorräthe betreiben ließ, und welchen zu überwachen er sich selbst vorbehielt, versprach viel, leistete wenig, am allerwenigsten eben während der Belagerung vor Ofen. Daran trug übrigens Kossuth persönlich die meiste Schuld: denn eben weil er die Erzeugung der Monturen und Rüstungen selbst zu controlliren übernommen, auf den Einzug in Peft aber etwas vorfrühe speculirte: so mußten die für die Armee arbeitenden Schuster und Schneider jene Ovation von Debreczin nach Pest schon anfangs Mai in spe eröffnen, und die Arbeit dieser guten Leute erlitt hierdurch eine sehr nachhaltige Unterbrechung, deren Folge war, daß die Armee Wochen lang in einer Weise mangelhaft bekleidet blieb, bei der sie den Anforderungen, welche während der folgenden Offensivoperationen an sie gestellt werden mußten, unmöglich entsprechen konnte.

Die Armee hatte ferner während der Aprilcampagne und vor Ofen empfindliche Verluste erlitten. Der Ersaß hiefür erschien um so drin

gender nothwendig, als man mit Sicherheit erwarten mußte, die feindliche Armee namhaft verstärkt zu finden.

Die Completirung eines gelichteten activen Heeres mit ganz rohen Recruten das unabänderliche Loos unserer Hauptarmee zählt freilich bekanntermaßen nicht eben unter die vielversprechenden Vorbereitungen zu einer Offensive. Indessen waren die Verhältnisse der Art, daß die Ergänzung vieler Truppenabtheilungen schlechterdings nicht länger aufschiebbar erschien. Und da mir überdies Szemere (als Minister des Innern) dienstlich versichert hatte, 10-12,000 Recruten wären als Ersag des Abganges der Armee, und eine gleiche Anzahl für das zu errichtende Reservecorps schon ausgehoben, und harrten ihrer Bestimmung entgegen; während Kossuth hinwieder von der vollständigen Montirung, Ausrüstung und Bewaffnung dieser Mannschaft wie von einer abgemachten Sache sprach: so glaubte ich die Offensivoperationen nicht vor der erfolgten nach den officiellen Versicherungen jener Herren binnen wenigen Tagen zu ermöglichenden Completirung der Armee beginnen zu sollen. Ja, ich hoffte sogar auch das Reservecorps noch vor der Eröffnung des Feldzuges in den Operationsbereich der Armee ziehen zu können.

Um die Errichtung dieser Corps möglichst zweckmäßig anzugehen und zu fördern, wurden die aus den vorzüglichern Offizieren, Unteroffizieren und Gemeinen der Hauptarmee zusammengefeßten Cadres für die Bataillone desselben sofort in die Errichtungsstationen der leztern abgeschickt.

Allein Mitte Juni war von der versprochenen Ersaymannschaft für die Hauptarmee kaum die Hälfte zur Stelle, und noch weit zäher ging's mit der Errichtung des Reservecorps, weil nicht wie Szemere versichert hatte die bereits ausgehobenen Recruten ihrer Bestimmung entgegengeharrt, wohl aber die Cadres der Bataillone auf die Resultate der eben erst in Gang gebrachten Recrutenaushebung warten mußten, von den für die Montirung, Bewaffnung und Ausrüstung dieser Mannschaft nöthigen Vorräthen hingegen um die Mitte Juni sich vollends nur erst Spuren zeigten.

Nicht minder seicht begründet, wie die hierauf bezüglichen officiellen

Zusicherungen Szemere's und Kossuth's, hatte sich die seit Anfang April stereotyp wiederkehrende Betheuerung des Leztern erwiesen, wonach die Hauptarmee durch etwa 12 — 16,000 Mann verstärkt werden sollte, welche wie es hieß dem F.-M.-L. Bem entbehrlich wären.

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Ich sah endlich - leider zu spät ein, daß ich unklug gethan, die längst beabsichtigte Offensive auf die Versprechungen Kossuth's und Szemere's hin auch nur um Einen Tag zu verschieben.

Die in den nächsten Capiteln so ausführlich als mir dies meine lückenhaften Erinnerungen gestatten - zu schildernden erfolglosen Anstrengungen, welche vom Gros unserer Armee gemacht worden, um den Feind aus seiner Stellung an der Waag zu delogiren, waren der ernstliche Beginn jener Offensive.

Für den Fall aber, daß der politische Zweck, zu dessen Förderung diese Offensive bekanntlich dienen sollte, sich als unerreichbar erwiese, d. h. entweder Oesterreich durch die Rückkehr des ungarischen Reichstages von der Unabhängigkeitsacte zur 1848er Landesverfassung sich den Rechtstitel auf die Hilfe Rußlands zur Durchführung der Octroyirten nicht mehr streitig machen ließe, oder der Einbruch der russischen Heere wohl gar noch vor dem Zusammentritte des Reichstages begönne: für diesen Fall waren, entsprechend den Vorstellungen, welche ich mir, wie oben angedeutet, über den Operationsplan der coalirten Armeen gebildet hatte, den einzelnen Theilen unserer Hauptarmee dieselben Linien, auf denen sie vorgerückt, auch für den Rückzug angewiesen.

Die Streifcolonne des Major Armin Görgei hatte demgemäß zunächst auf Waizen und ferner nach Umständen auf Pest oder Gran, die andere Streifcolonne (vom 7. Armeecorps) über Neutra und Verebély in das untere Granthal, - das Gros der Armee (die Corps 1, 2 und 3) auf Gran, der mobile Theil des 8. Armeecorps aus seiner Stellung in der Großen Schütt selbstverständlich auf Komorn, das 7. Armeecorps in das verschanzte Lager gegenüber Komorn, General Kmety endlich auf der Stuhlweißenburger Straße gegen die Hauptstädte zurückzuziehen.

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Der lezte Kampf für Ungarn sollte - so meinte ich

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