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Wie Kossuth diesen Wahn mit meiner Weigerung, die, mir in Folge der Einnahme von Ofen zugedachten Auszeichnungen anzunehmen, zusammenreimte, bleibt gleichwohl unerklärlich. Daß er jedoch nichtsdestoweniger von jenem Wahne befangen gewesen, kann aus dem einfachen Grunde nicht in Abrede gestellt werden, weil er die seiner Politik höchst gefährliche Vereinigung der Kriegsministergewalt und des Obercommandos der Hauptarmee in meiner Person bis zu dem Augenblicke duldete, in welchem ich selbst die Nothwendigkeit erkannte, ihn aus den Banden jenes Wahns zu befreien.

Neunzehntes Capitel.

Der Sih der Regierung wird, ungeachtet meiner Gegenvorstellungen, von Debreczin nach Pest verlegt. Beginn meiner Thätigkeit gegen das Bestehen der Unabhängigkeits-Erklärung. Der neue Obercommandant der österreichischen Armee F.-3.-M. Baron Haynau läßt zwei kriegsgefangene Honvedoffiziere hinrichten.

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Unmittelbar nach dem Entsaße von Komorn hatte ich Kossuth den Vorschlag gemacht, er möge den Siß der Regierung in diese Festung verlegen. Kossuth antwortete mir hierauf: die Regierung dürfe sich der Eventualität, vom Feinde eingeschlossen zu werden, nicht ausseßen; sie müsse sich stets die Möglichkeit sichern, auf die von den feindlichen Waffen noch nicht occupirten Theile des Landes unmittelbar Einfluß zu nehmen.

Bei meiner Ankunft in Debreczin, nach der Einnahme von Ofen, erfuhr ich nun, der Sig der Regierung solle nach Pest verlegt werden. Ich mühte mich vergebens ab, Kossuth klar zu machen, wie alle Umstände hiervon abriethen, wie die Regierung, nun die Festungswerke von Ofen geschleift werden, in den Hauptstädten der Feindesgefahr nicht minder denn in Debreczin ausgesezt sein dürfte.

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behauptete

Die Verlegung des Gouvernements nach Pest Kossuth entgegen sei hauptsächlich aus dem Grunde unerläßlich, weil die Hauptstädte in den Volkstraditionen als Siß der eigentlichen Beherrscher Ungarns figuriren. Das Volk zwischen Pest und Debreczin habe es im verflossenen Winter die hinter die Theiß fliehende

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Der

Regierung sehr auffallend merken lassen, daß sie ihr Recht auf seine Huldigung zugleich mit der traditionellen Residenz aufgegeben. Triumphzug von Debreczin nach den Hauptstädten zurück solle nun das Volk zu jener Huldigung hinreißen, welche es der Regierung damals versagt hatte. Der Ungar liebe den Pomp und glaube nur dort an Macht, wo er jenem begegnet. Er (Kossuth) werde aller Orten im Bewußtsein des errungenen Sieges zum Volke sprechen, und es zu fernern glorreichen Kämpfen für die Unabhängigkeit von Desterreich entflammen. - Ueberdies bemerkte er schließlich hätten bereits alle Ministerien gepackt, und die meisten derselben wären auch schon unterwegs. Der Reichstag sei vertagt, und für den Anfang Juli nach Pest berufen. Eine plözliche Abänderung dieser Maßregeln würde die triumphirenden Sieger in den Augen des Volkes als neuerdings Flüchtige verdächtigen, die allgemeine Stimmung herabdrücken, ja bald Schrecken und Verwirrung im Lande verbreiten. Er könne die Verantwortung für die Folgen alles dessen nicht auf sich nehmen.

auch das für den Krieg

Die Ministerien waren in der That schon im Uebersiedeln nach den Hauptstädten begriffen, als ich in Debreczin ankam; und dieser Umstand allein überzeugte mich von der Erfolglosigkeit meiner fernern Opposition gegen das brennende Verlangen Kossuth's nach dem feierlichen Einzuge in Pest.

Zugleich drängte sich mir die Vermuthung auf, Kossuth sei auf die Einnahme von Ofen einzig und allein aus Sehnsucht nach der Befriedigung jenes Verlangens so gewaltig versessen gewesen, daß er wie bekannt sogar für mich gegen Guyon Partei genommen, um die förmliche Belagerung dieses Plazes möglich zu machen.

Meine Absicht, die Generale Bem, Perczel und Dembinski von der Armee zu entfernen, schien mir ohne Kossuth gegen mich arg= wöhnisch zu machen nur mit dessen persönlicher Zustimmung und Mitwirkung ausführbar. Um mich dieser zu versichern, mußte Kossuth von der unerläßlichen Nothwendigkeit der Zurückführung jener Truppencommandanten unter die Autorität des Kriegsministeriums überzeugt werden.

Er schien in meine Ansichten einzugehen, sträubte sich jedoch mannig

fach gegen die Consequenzen derselben. Ob blos aus Mistrauen gegen mich, oder aus Schwäche gegenüber den genannten Persönlichkeiten, ließ sich nicht mit Bestimmtheit erkennen. Wahrscheinlich lag beides den Schwierigkeiten zu Grunde, welche Kossuth gegen die energische Coercisirung jener Generale, namentlich Bem's, erhob.

Er beklagte sich zwar selbst über die Geldverschwendung des Leztern, über dessen störende Eingriffe in die Verwaltung des Landes, die willkürliche Herabsezung des Salzpreises im Lande der Szekler, die zwangsweise Verlegung ungarischer Bauerfamilien in walachische Ortschaften (nachdem die ursprüngliche Einwohnerschaft der lezteren vertrieben worden) Maßregeln, deren Anwendung nicht einmal ihm (Kossuth) ohne vorläufige Bewilligung des Reichstages zustände und die Neigung Bem's, in Siebenbürgen den Souverain zu spielen, deutlich genug verriethe. Dessen ungeachtet meinte Kossuth müsse er von jedem energischen Auftreten gegen Bem ernstlich abrathen, weil dieser das Obercommando über die Siebenbürger Armee in dem Augenblicke niederzulegen gedroht habe, in welchem irgend eine seiner Anordnungen desavouirt würde; ihm (Kossuth) aber das Verbleiben Bem's auf seinem Posten für die Behauptung Siebenbürgens noch immer unentbehrlich scheine.

Ich sah ein, daß ich bei diesen Ansichten Kossuth's über Bem Gefahr lief, mit dem Erstern in offenen Conflict zu gerathen, wenn ich consequent auf der Anwendung strenger Maßregeln gegen den Leztern bestände. Die Nothwendigkeit, Kossuth hierin nachzugeben, damit ich ihn desto gewisser für meine gegen Perczel und Dembinski beabsichtigten Schritte gewänne, schien mir unabweislich. Ich versprach demnach Kossuth, ihm allein die Regelung aller jener dienstlichen Angelegenheiten zu überlassen, bei welchen Conflicte zwischen dem Kriegsministerium und Bem zu befürchten wären, und begnügte mich einstweilen mit der Vereitelung der Absicht Kossuth's, dem F.-M.-L. Bem außer dem Obercommando über die Siebenbürger Armee auch noch das über die im Banate und der Bácska getrennt agirenden Truppen der Generale Graf Vécsey und Perczel zu übertragen.

Die Möglichkeit, diese Absicht Kossuth's in einer Weise zu ver

eiteln, daß er nicht nur die wahre Tendenz dieser Maßregel nicht errieth, sondern sich mir noch obendrein verpflichtet fühlen mußte, war durch folgende Umstände gegeben.

F.-M.-L. Vetter, noch immer der wirklich ernannte Obercommandant der Hauptarmee, war, wie bekannt, unmittelbar vor dem Beginne der April-Campagne bedenklich erkrankt; allein noch im Laufe derselben - in der ersten Hälfte des Monats April fühlte er seine Gesundheit bereits genügend hergestellt, um die Führung der Hauptarmee wieder zu übernehmen. Er schickte sich auch unverweilt hierzu an, und sezte Kossuth hiervon in Kenntniß. - Dieser jedoch hatte mittlerweile der Besorgniß Raum gegeben, der plögliche Wechsel im Armee-Obercommando könnte den guten Fortgang der Campagne beirren, und wandte mancherlei an, um die Abreise Vetter's zur Hauptarmee bis zur Belagerung von Ofen zu hintertreiben. Während der legtern endlich begab sich Vetter zwar in den Bereich der Hauptarmee, machte jedoch seine Rechte als Obercommandant derselben nicht geltend, sondern verweilte wie ich vernahm abwechselnd theils in Pest,

theils in Gödöllö. Erst nach dem Falle von Ofen fand zwischen ihm und mir eine gegenseitige Verständigung, und zwar mündlich, statt. Er erklärte mir, daß er jeßt, nachdem die Hauptarmee sich bereits daran gewöhnt haben dürfte, mich als ihren Obercommandanten zu betrachten, wohl nicht mehr daran denke, seine Ansprüche auf diesen Posten geltend zu machen, daß er jedoch von mir, dem künftigen Kriegsminister, für den Schaden, welcher seiner öffentlichen Ehre durch Kossuth's Intriguen gegen seinen Wiedereintritt in die Activität als wirklicher Obercommandant, zugefügt worden, Ersaß d. i. seine Verwendung auf einem, dem Range, den er bekleidet, entsprechenden Posten verlange.

Ich fand dies Begehren Vetter's nicht nur sehr billig: es kam mir nebenbei auch höchst erwünscht, um Kossuth's Verlegenheit, in welche er sich Vetter gegenüber gebracht hatte, auszubeuten, und ihm ein Mittel zur Versöhnung des ob seiner jedenfalls unverdienten Zurücksetzung mit Recht Erzürnten, in dessen Ernennung zum Obercommandanten der Bács - Banater Armee, nahe zu legen.

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