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Dies war das negative Resultat meiner Zusammenkunft mit den Männern der Friedenspartei. Ein positives hatte ich vergebens erwartet.

Voll freudiger Hoffnungen war ich in die Versammlung getreten. Enttäuscht verließ ich dieselbe wieder.

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Ich hatte mit Zuversicht darauf gerechnet, die Friedenspartei, obschon durch ein keckes Strategem Kossuth's zum Weichen gebracht, noch immer kampffähig gerüstet und zu einem verzweifelten Rückschlage entschlossen zu finden. Ich fand sie vollends aus dem Felde geschlagen, augenblicklich kampfunfähig, und scheinbar selbst bezüglich einer spätern Wiederaufnahme des Kampfes ohne festen Entschluß, ohne bestimmten Plan. Mir wenigstens hat sie keinen von beiden mitgetheilt. Möglich auch, daß sie dies nur aus übergroßer Vorsichtigkeit unterlassen. Mich aber drängte diese Zurückhaltung zu der Annahme, die Friedenspartei fühle sich überhaupt zu schwach, um ihren politischen Gegnern, den Männern des 14. April, im Parlamente wie außerhalb desselben, erfolgreich die Spiße zu bieten.

Und so konnte ich denn über die Richtung nicht länger im Unklaren bleiben, welche ich meiner, dem Fortbestehen des neuen Reichsgesezes vorbedacht feindlichen Thätigkeit zu geben hätte.

Im Parlamente mußte die Friedenspartei durch Zuführung neuer Kräfte verstärkt werden. - Zu diesem Ende ließ ich die in den Reihen. der Hauptarmee dienenden parlamentarisch gebildeten Offiziere, über deren politische Gesinnung ich beruhigt sein konnte, dringend auffordern, sich um ihre Wahl in die zufällig erledigten Repräsentantenstellen eifrigst zu bewerben.

Außer dem Parlamente mußte ich darauf bedacht sein, die Partei des 14. April ihrer wichtigsten Stüßen zu entblößen. Es waren dies die Führer der von der Hauptarmee isolirten vaterländischen Streitkräfte: Bem, Morig Perczel, Dembinski und überdies der Komorner Festungscommandant Graf Guyon.

Diese mußten von ihren Posten entfernt, und die erledigten Commanden solchen Männern anvertraut werden, von welchen ich seiner

Zeit keine Auflehnung zu Gunsten der Unabhängigkeits- Erklärung befürchten zu müssen glaubte.

Der leztern Aufgabe konnte ich jedoch nur als wirklicher Kriegsminister entsprechen. Diese Erkenntniß bestimmte mich vollends, die moralische Aversion vor meiner Beeidung auf ein Geseß, dessen Umsturz mir zur Rettung der gerechten Sache Ungarns, selbst im günstigsten Falle, unerläßlich schien, zu überwinden.

Achtzehntes Capitel.

Kossuth und die Unabhängigkeits- Erklärung.

Mein Verhältniß zu Kossuth nach dem 14. April.

Zwischen den Ansichten Kossuth's über die Stabilitätsbedingnisse der Freiheit Ungarns (fiche Capitel 34 des I. Bandes) und dem Staatsstreiche vom 14. April war die politische Familienähnlichkeit unverfennbar.

Jene Ansichten hatte mir Kossuth bereits in den ersten Märztagen 1849 mitgetheilt, zu einer Zeit, wo die Olmüzer Octroyirte bei uns noch nicht bekannt sein konnte.

Angesichts dieser Thatsache erschien die Annahme unhaltbar, als hätte es des „Olmüßer“ Staatsstreiches bedurft, um den „Debrecziner“ ins Leben zu rufen.

Kossuth mochte den leßteren immerhin eine nothgedrungene Demonstration gegen den ersteren nennen: ich blieb dennoch überzeugt, daß in Kossuth der Embryo der Unabhängigkeits-Erklärung bereits in weit vorgeschrittener nur durch das unglückliche Feldherrn-Debüt Dembinski's unterbrochener Entwickelung begriffen war, als die Olmüßer Octroyirte zur Welt kam. Ich blieb hiervon überzeugt, weil mir jene Aeußerungen Kossuth's in Tisza-Füred (in den erwähnten ersten Märztagen unmittelbar nach der Abseßung Dembinski's) über die Nothwendigkeit, Polen frei zu machen, damit Ungarn es bleibe und

Europa es werde, seiner Zeit zu überraschend gewesen, als daß sie meinem Gedächtnisse hätten entfallen können.

Bekanntlich waren diese Aeußerungen durch meinen Versuch, Kossuth vor jedem Abweichen von der legalen Basis unsers Nothwehrkampfes ernstlich zu warnen, hervorgerufen worden.

Als Wahrzeichen der politischen Tendenzen Kossuth's konnten sie hinreichen, mich damals schon in die entschiedenste Opposition gegen denselben zu drängen; schienen jedoch bald zu der Bedeutung einer müßigen Privatansicht herabzusinken, nachdem mir Kossuth unmittelbar darauf betheuerte, daß er es für die heiligste Pflicht Aller, die es redlich mit dem Vaterlande meinen, halte, keinen Schritt zu wagen, dessen Folgen die Macht des uns Allen gemeinschaftlichen Feindes vergrößern könnten.

Auf diese Betheuerung hin unterdrückte ich jede Besorgniß, als könnte sich Kossuth von seinen politischen Privatansichten zu feindlichen Schritten gegen die bestehende Verfassung verleiten lassen.

Indessen war diese Betheuerung Kossuth's keine aufrichtig gemeinte; fie zählte blos in die Kategorie jener bekannten Mittel, durch welche er jede gegenseitige Annäherung zwischen der Armee und der Friedenspartei zu verhindern, und später seinen Staatsstreich zu Stande zu bringen wußte Mittel, deren häufiges Vorkommen die Taktik Kossuth's, seinen politischen Widersachern gegenüber, besonders charakterisirte.

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Der Staatsstreich vom 14. April ließ mich leider zu spät erkennen, wie meinerseits dort, wo ich bisher vertraut hatte, das entschiedenste Mißtrauen an seinem Plaze gewesen wäre.

Zugleich erkannte ich das Resultat dieses Staatsstreiches für ein der gerechten Sache Ungarns so handgreiflich verderbliches, daß ich den Mann, der es herbeigeführt, entweder der Uebereilung, oder eines maßlosen Strebens nach Befriedigung vorherrschend persönlicher Zwecke anklagen mußte.

Die Anklage auf Uebereilung schien mir bereits durch den eben berührten Umstand entkräftet, daß Kossuth schon sechs Wochen vor dem 14. April an der politischen Grundidee jenes Staatsstreiches laborirte;

nicht zu gedenken der Unterredung, welche Kossuth mit mir in Gödöllö (eine Woche vor dem „,14. April") über die Opportunität desselben gepflogen wie der Motive, auf welche gestüßt ich ihm bei dieser Gelegenheit von jedem ähnlichen Schritte entschieden abgerathen hatte.

Die andere Anklage dagegen muß erst entkräftet werden. Bis jeßt ist sie's meines Wissens noch nicht.

Hieraus erklärt sich wohl von selbst die wesentliche Verschiedenheit des persönlichen Verhältnisses zwischen Kossuth und mir nach — zu jenem vor dem 14. April.

Vor diesem „Tage der Erkenntniß“ unterordnete ich vertrauensvoll meinen Willen dem Einflusse Kossuth's.

Die Taktik, welcher sich Kossuth bisher gegen die Friedenspartei und mich bedient hatte, nöthigte mich zur Annahme derselben Taktik gegen ihn.

Mein Eintritt in das Ministerium war die erste Anwendung derselben.

Daß Kossuth mir nicht traute, darüber konnte ich mich unmöglich täuschen. Es ist ja eine philosophische Nothwendigkeit, dem zu mistrauen, dessen Vertrauen man misbraucht hat.

Allein er verkannte die eigentlichen Motive des von meiner Seite gefürchteten Rückschlages.

Seine Vorausseßung, daß ich blos aus persönlicher Rivalität Opposition gegen seine Politik machte, war mein stärkster Schuß- und Truz-Verbündeter gegen ihn.

Er seßte zweifelsohne voraus, durch seinen Staatsstreich sei blos meine (des Verfassers der Proclamation von Waizen) persönliche Eitelfeit verlegt worden.

Er glaubte zugleich in meiner Ernennung zum Kriegsminister den wahren schmerzstillenden Balsam für die empfindliche Wunde entdeckt zu haben, und fiel nachdem ich das Portefeuille für den Krieg

wirklich übernommen hatte

dem Wahne anheim, daß die Wunde

bereits in voller Heilung begriffen, ich mit der Unabhängigkeits- Erklärung vollkommen ausgeföhnt sei.

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