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auch bereits von der Nothwendigkeit durchdrungen, die Richtung, in welcher bisher Kossuth und seine Umgebung jenen Einfluß auszubeuten gewußt, für immer zu verlegen; und leider hatte General Klapka meine Befürchtung, daß er dieser Aufgabe, bei der Weichheit seiner Gemüthsart, kaum gewachsen sein dürfte, schon während der kurzen Zeit seiner Function als mein Stellvertreter in Debreczin, in sehr bedauerlicher Weise gerechtfertigt.

Eines Tages nämlich wurde ich mit der Ernennung einer Schwester des Gouverneurs von Ungarn zur Landes- Ober-Kranken- Pflegemutter, und überdies mit einer von Klapka selbst unterzeichneten kriegsministeriellen Verfügung überrascht, welche sämmtliche Spitalsbehörden im Lande, in allen ihren dienstlichen Beziehungen, unmittelbar dem Regimente besagter Landes-Ober-Kranken-Pflegemutter unterordnete.

Die Befähigung des schönen Geschlechtes zur Krankenpflege hat nun wohl noch Niemand in Abrede gestellt: allein „Kranke pflegen“ und die Krankenpflege eines ganzen Landes, namentlich einer Armee im Kriege, organisiren und leiten" ist denn doch zweierlei. Dies konnte dem General Klapka nicht unbekannt sein; wohl aber mochte ihm, wie oben angedeutet, die moralische Kraft gefehlt haben, den — selbst bei dem allerbesten Willen jedenfalls inopportunen administrativen Gelüsten einer Dame, mit der dem schönen Geschlechte schuldigen Rücksicht zwar, aber doch mit männlicher Festigkeit entgegenzutreten.

In Folge dessen hatte nun das Kriegsministerium unter Klapka binnen wenigen Tagen mehr an seiner Selbständigkeit eingebüßt, als unter Méßáros binnen Monaten. Es wäre in der That unverantwortlich gewesen, dasselbe noch fernerhin einer Leitung anzuvertrauen, deren Schwäche der auffallenden Passion Kossuth's und dessen nächsten Umgebung beiderlei Geschlechtes, in die wichtigsten Kriegsangelegenheiten stets mit eben so viel Unverstand als hohem Selbstbewußtsein hinein zu pfuschen, vollends Thür und Thor öffnete. Klapka schien dies selbst einzusehen: denn bald nach dem Falle von Ofen erklärte er, daß er sich als Kriegsminister durchaus nicht an seinem Plaße fände, und zur activen Armee zurückzukehren wünsche.

Nun war aber im Augenblicke keine einzige mir bekannte Persön

lichkeit disponible, welcher ich meine Vertretung als Kriegsminister mit mehr Beruhigung als dem General Klapka hätte übertragen können; und so mußte ich denn vor der Hand auch das Kriegsministerium, wenigstens auf so lange, persönlich übernehmen, bis ich die Möglichkeit erfähe, die Oberleitung desselben einem verläßlichen Stellvertreter anzuvertrauen.

Demzufolge begab ich mich Anfang Juni nach Debreczin, da bei der augenblicklichen Lage der Dinge auf dem Kriegsschauplaze meine persönliche Anwesenheit bei der Armee für die nächsten Tage eben nicht unentbehrlich war.

Die Hauptarmee hatte wie gesagt

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an den beiden Generalen Damjanics und Aulich ihre tüchtigsten Führer verloren.

Sie war nach der Einnahme von Ofen buchstäblich verwaist. Wenigstens hielt ich sie dafür.

Weder Klapka's, wenngleich ungewöhnliches, Feldherrntalent, noch meine eigenen Kraftanstrengungen schienen mir hinreichend, den schweren Verlust zu ersehen, welchen die Armee an jenen beiden Persönlichkeiten

erlitten.

Den neuen Corpscommandanten aber, den Generalen Nagy-Sándor und Knézich, dem Oberst Pöltenberg, wie dem Nachfolger Aulich's im Commando des 2. Armeecorps Oberst Asbóth, hatte sich bisher noch keine Gelegenheit geboten, ihre Selbständigkeit vor dem Feinde sei es in kritischen Momenten auf dem Schlachtfelde (wie Damjanics bei Isaszeg und Nagy-Sarló) sei es bei Lösung eben so halsbrecherischer als entscheidend wichtiger strategischer Aufgaben (wie Aulich während der Aprilcampagne vor Pest) zu erproben.

Und es war kein Grund zu der Annahme vorhanden, daß der meinerseits ungeachtet des Klapka'schen Defensiv - Operationsplanes ernstlich beabsichtigte Offensiv-Feldzug gegen die Oesterreicher, an ähnlichen kritischen Momenten und Situationen minder reich, denn die Aprilcampagne, bleiben dürfte.

Ich mußte mich demnach entschließen, diesen Feldzug entweder mit dem unter meiner persönlichen Führung auf einer einzigen Operationslinie concentrirten Gros der Hauptarmee zu eröffnen, und

den späteren kritischen Phasen desselben mit noch unerprobten Armeecorpscommandanten aufs Gerathewohl entgegen zu gehen; oder das Gros der Armeecorps aufzulösen, und die Eröffnung des Feldzuges mit einzelnen selbständigen Armeecorps auf mehrern Operationslinien zu versuchen, damit eben die unter den neuen Armeecorpscommandanten etwa als Ersatz für die Generale Damjanics und Aulich Geeigneten gleich im Beginne des Feldzuges erkannt würden.

Im Einverständniß mit dem Chef des Generalstabes wählte ich das Leytere.

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Demzufolge sollte unsere Offensive gegen die Oesterreicher — wie wir später sehen werden mit dem combinirten Angriffe der selbständig operirenden Armeecorps 1, 2 und 3 auf die feindliche Stellung an der Waag beginnen, und die Wiedervereinigung dieser Armeecorps unter meinem persönlichen Commando erst nach der gelungenen Ueberschreitung des genannten Flusses stattfinden.

Das 7. Armeecorps unter Pöltenberg und Kmety hatte sich mittlerweile auf dem rechten Donauufer demonstrativ zu verhalten.

Meine Aufgabe als Obercommandant beschränkte sich in der ersten Entwickelungsphase der angedeuteten Offensivoperationen folgerecht auf die bloße Ueberwachung der Einheit in denselben.

Ich übertrug die Lösung dieser Aufgabe dem Chef des Generalstabes. Diese Aushilfsmaßregel führte zur Errichtung einer mobilen Central-Operations-Kanzlei für ganz Ungarn, dem Verwirklichungsversuche meiner zwiefachen Absicht: in die Operationen sämmtlicher vaterländischer Heere Einheit zu bringen, und dem schädlichen Einflusse der strategischen Phantasien Kossuth's auf den Gang jener Operationen ein Ende zu machen.

Dieselbe Aushilfsmaßregel nun ermöglichte mir's, meine persönliche Thätigkeit einige Tage hindurch ausschließlich der Leitung der kriegsministeriellen Geschäfte zuzuwenden, ohne gleichzeitig befürchten zu müssen, daß hierdurch im Operationsbereiche der Hauptarmee etwas versäumt würde; denn einerseits hatte die Annahme alle Wahrscheinlichkeit für sich, daß die Oesterreicher durch die während der Aprilcampagne erlittenen Schlappen decontenancirt faum daran dächten, irgend

einen offensiven Schritt gegen uns vor dem Einbruche der Russen en gros zu wagen: andererseits mußten, um den Angriff auf die feindliche Waag-Stellung mit Nachdruck eröffnen zu können, erst die feindlichen Vortruppen vom linken Waagufer auf das rechte zurückgedrängt und sodann die durch unsern empfindlichen Mangel an Feldbrückenequipagen bedingten, immerhin zeitraubenden Vorbereitungen getroffen werden, welche die beabsichtigte Ueberschreitung der Waag, Angesichts des Feindes, ermöglichen sollten. Die Lösung beider Aufgaben konnte meinem Urtheile nach kaum so rasch beendet sein, als ich von Debreczin wieder zurückzukehren gedachte. Für den Fall jedoch, daß sich auf dem Kriegsschauplage, während meiner mehrtägigen Abwesenheit von der Armee, etwas Unvorhergesehenes ereignen sollte, war der Chef des Generalstabes ermächtigt, die hiedurch augenblicklich bedingten speciellen Dispositionen an die einzelnen Armeecorps nach eigenen Gutdünken zu erlassen; sämmtliche Corps, Divisions- und Colonnen - Commandanten der Hauptarmee aber hatten die Weisung erhalten, die dienstliche Unterschrift des Generalstabschefs zugleich Chefs der mobilen CentralOperations - Kanzlei - meiner eigenen gleich zu achten.

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Siebzehntes Capitel.

Mein Zusammentreffen mit Männern der Friedenspartei in Debreczin.

Ich war in der Erwartung nicht getäuscht worden, daß sich mir in Debreczin die Gelegenheit bieten werde, vor mehrern Mitgliedern der Friedenspartei meine Ansichten über die Consequenzen der Unabhängigkeits - Erklärung, wie über die Maßregeln auszusprechen, welche von uns allen, die wir mit dem Abfalle Ungarns von Oesterreich sei es im Principe, sei es blos der Consequenzen wegen nicht einverstanden waren, ohne Aufschub ergriffen werden sollten, um die Landesverfassung vom Jahre 1848 wieder zur Geltung zu bringen.

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Kaum in Debreczin angelangt, erhielt ich durch einen jener beiden Repräsentanten, die mich wenige Tage früher in Ofen vor der Annahme des Portefeuilles für den Krieg gewarnt hatten, die dringende Einladung zu einer vertraulichen Zusammenkunft mit mehrern seiner politischen Glaubensgenossen.

Dies Rendezvous kam denn auch wirklich schon am ersten Abende nach meiner Ankunft in Debreczin zu Stande.

Ich wurde durch den erwähnten Repräsentanten in eine Versammlung von etwa 15 bis 20 mir größtentheils fremden Personen eingeführt. Von solchen, mit denen ich bereits früher in Berührung gestanden, war unter andern auch F.-M.-L. Méßáros gegenwärtig.

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