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eröffnung der Offensive gegen die österreichische Hauptarmee noch vor dem Einbruche der russischen möglich zu machen bestimmt waren.

Unmittelbar nach dem Falle Ofens wurden nämlich das 1., 2. und 3. Armeccorps aus dem Ofner Lager über Gran auf das linke Donauufer gegen die untere Waag, auf dem rechten hingegen nur die Division Kmety über Stuhlweißenburg nach der, zwischen dem Plattenund dem Neusiedlersee gelegenen Gegend dirigirt.

Funfzehntes Capitel.

Eine Zusammenkunft zwischen General Klapka und mir. Deren Folgen. Ich lehne die Auszeichnungen ab, welche mir vom Reichstage zugedacht worden, und trete in Folge dessen mit den parlamentarischen Gegnern der Unabhängigkeits- Erklärung in Einverständniß.

Während der Belagerung von Ofen, kurz vor dem mißlungenen

ersten allgemeinen Sturme etwa um die Mitte des Monates Mai

war General Klapka, Debreczin auf einige Tage verlassend, plößlich in meinem Hauptquartiere auf dem Großen Schwabenberge erschienen, theils um sich von dem Fortschreiten der Belagerung persönlich zu überzeugen, theils um mir das Wichtigste von dem mitzutheilen, was er, während der kurzen Zeit seiner Function als Kriegsminister, über gewisse, uns bei der Armee bisher unenthüllt gebliebene Verhältnisse vorläufig in Erfahrung gebracht hatte. Es waren dies die Verhältnisse der wichtigsten Kriegsvorräthe und Hilfsquellen des Landes zu der allgemein als unerläßlich anerkannten höheren Kraftentwickelung im Felde, des Kriegsministeriums zu Kossuth, des Lehteren zum Reichstage.

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Die Hilfsmittel des Landes bezeichnete General Klapka als unzureichend, um den Krieg auch nur ein halbes Jahr lang noch energisch fortzuführen. Abgesehen von der finanziellen Noth, welche der Armee ohnedies kein Geheimniß war, hob Klapka besonders hervor, wie die Pulver- und Salpeter-Vorräthe nicht einmal für die volle Dotirung

der in unserer Gewalt befindlichen Festungen ausreichten, und die Waffenfabriken nur einen Mindertheil dessen lieferten, was über deren Leistungsfähigkeit von Seiten der Regierung allgemein verlautbart worden.

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General Klapka sprach bei dieser Gelegenheit seine trostlose Ueberzeugung unverhohlen dahin aus, daß die Rettung Ungarns überhaupt nur mit Hilfe des Auslandes möglich sei, diese jedoch eben nur dann wahrscheinlich würde, wenn es uns gelänge, den vereinten Angriffen der Desterreicher und Russen an der Intervention der leztern zweifelte Klapka eben so wenig wie ich bis zum Spätherbste des Jahres zu widerstehen; weil durch die im größten Theile Ungarns vorherrschenden Eigenthümlichkeiten dieser Jahreszeit ein Stillstand in den Operationen der feindlichen Armee bedingt, und uns die Fortseßung des Widerstandes bis zum nächsten Frühjahre erleichtert, hierdurch aber die nöthige Zeit, das Ausland zur Parteinahme für Ungarn zu bewegen, gesichert werden dürfte.

Die Hauptbedingniß meinte Klapka ferner zu einem so erfolgreichen Widerstande, als ihn diese Conjecturen voraussezen, sei nun vor Allem Einheit in der Leitung der Operationen sämmtlicher von einander isolirten vaterländischen Heeresabtheilungen. Dies erkennend habe er seine bisherige Wirksamkeit, als mein Stellvertreter im Kriegsministerium, vorzüglich auf die Herstellung jener unerläßlichen Einheit gerichtet.

Leider sei er dabei auf fast unüberwindliche Schwierigkeiten gestoßen.

Diese lägen theils darin, daß die Mehrzahl der selbständigen Truppencommandanten sich daran gewöhnt habe, in ihren Operationen nicht die geringste Rücksicht auf das Allgemeine zu nehmen, die kriegsministeriellen Verordnungen jedoch völlig zu ignoriren; theils in der Gewohnheit Kossuth's, ohne Vorwissen des Kriegsministers, auf die Operationen einiger selbständiger Heerführer fortwährend einen, dem guten Fortgange unserer Sache im Felde meistens eben so schädlichen als einseitigen directen Einfluß zu nehmen, wodurch jene Heerführer in ihrem Ungehorsame gegen den Kriegsminister geradezu bestärkt würden.

Auf Kossuth war General Klapka bei dieser Gelegenheit überhaupt

sehr ungünstig zu sprechen. Mit lebhafter Entrüstung tadelte er unter Anderem namentlich die Absicht Kossuth's und der mit diesem einverstandenen Männer, die Raizen und Serben im Banat und der Bácska gänzlich auszurotten, und die so entvölkerten Landstrecken ganz einfach mit Honvéd-Bataillons zu colonisiren.

Ueber das neue Reichsgesez vom 14. April endlich, und besonders über dessen Entstehungsweise brach Klapka vollends unbarmherzig den Stab. Er schilderte die eigentlichen Schöpfer dieses Geseßes in keineswegs ehrenden Ausdrücken geradezu als Leute, welche dem Wohle des Vaterlandes noch nie irgend ein Opfer gebracht und überhaupt beinahe nichts zu verlieren hätten. Die in jeder Beziehung achtbarsten Patrioten hingegen betheuerte Klapka — Männer, welche bisher für die Rettung Ungarns das Bedeutendste materiell geopfert, unter diesen ein sehr ansehnlicher Theil der Repräsentanten, wären durchweg entschiedene Gegner jenes Geseßes.

Bereits zwei bis drei Wochen vor jener Zeit, in welcher die eben in Rede stehende Zusammenkunft zwischen General Klapka und mir im Lager vor Ofen stattfand, war mir in Komorn (noch vor dem vollständigen Entsage dieser Festung) ein Privatschreiben des damaligen Regierungs-Commissars (späteren Communicationsministers) Ladislaus Csányi zugekommen, worin mir dieser erklärte, er könne sich mit der Losreißung Ungarns von Desterreich nur deshalb befreunden, weil ihm Kossuth die briefliche Versicherung gegeben, daß ich dieselbe vollkommen billige.

Da nun Kossuth, als er dem Regierungs-Commissare Ladislaus Csányi in dem angedeuteten Sinne schrieb, meine entschiedene Mißbilligung seiner (wie bekannt, in Gödöllö nach dem Treffen von Isaszeg mir mitgetheilten) Absicht, einen politisch offensiven Schritt gegen Desterreich zu wagen, unmöglich schon vergessen haben, und sich folgerecht nicht einmal zu der Muthmaßung meiner Sympathien für den Reichstagsbeschluß vom 14. April berechtigt fühlen konnte: so mußte ich begreiflicherweise schon allein durch Csányi's Brief gegen die Lauterkeit der Art und Weise argwöhnisch gemacht werden, in welcher der Beschluß vom 14. April zu Stande gekommen.

Die oben angeführten Mittheilungen Klapka's, über die Eristenz einer zahlreichen gewichtigen Partei im Reichstage, welche, obschon mit dem Geseze vom 14. April nicht einverstanden, es dennoch votirt hatte, bestätigten nun den in mir durch Csányi's Schreiben erregten Argwohn; während hinwieder die Glaubwürdigkeit jener Mittheilungen in diesem Schreiben (bei meinem aus persönlicher Ueberzeugung hervorgegangenen, unbedingten Vertrauen in die strenge Rechtlichkeit und Wahrheitsliebe Csányi's) eine feste Stüße fand.

Ich erklärte mich demnach mit dem mir von Klapka, im spätern Verlaufe unserer Unterredung, gemachten Vorschlage, eine gegenseitige Annäherung zwischen den Gegnern des neuen Reichsgesetzes und der Armee anzubahnen, vollkommen einverstanden, und entnahm aus den ferneren Mittheilungen Klapka's mit dankbarer Anerkennung, daß dieser während seines kurzen Aufenthaltes in Debreczin bereits die Initiative zu einer ähnlichen Annäherung ergriffen und die hervorragendsten Persönlichkeiten der erwähnten Partei (der sogenannten Friedenspartei) nicht nur meiner persönlichen, sondern überhaupt der Sympathien der gesammten Hauptarmee für sie (die Gegner des neuen Reichsgeseßes) versichert habe. Ja ich forderte Klapka geradezu dringend auf, seine Wirksamkeit in dieser Richtung gleich nach seiner Rückkehr nach Debreczin wieder fortzusehen; — nachdem er mir vorher den Widerspruch, zwischen der Abneigung der Friedenspartei gegen das neue Reichsgeset und ihrem Mitwirken bei dem Beschlusse vom 14. April, durch die Enthüllung erklärt hatte, die zur Friedenspartei zählenden Mitglieder des Reichstages seien in ihrer standhaften Opposition gegen die beantragte Unabhängigkeitserklärung theils durch die Behauptung Kossuth's die Armee wünsche die Losreißung Ungarns von Oesterreich so lebhaft, daß die Proclamirung der letteren, wenn der Reichstag noch lange damit zögere, von ihr (der Armee) zu befürchten stehe—theils durch die terrorisirende Haltung der von Kossuth und seinen Agenten für die Idee des gänzlichen Abfalles von Desterreich fanatisirten Bevölkerung Debreczin's erschüttert worden.

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Ich hatte bisher das neue ungarische Reichsgesetz vom 14. April - in meiner Unkenntniß der Umstände, unter welchen dasselbe das

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