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VOR RED E.

Ich glaube, dafs ich würdige Gegenstände zu meinen Schauspielen gewählt, und jene als Dichter so gebildet habe, dafs ihre Beschaffenheit nicht verschleyert ist. Denn ich wollte, dafs diese mitherrschte. Wer auch sie erfindet, verfährt nach andern Grundsätzen. Die wirkliche Beschaffenheit und die

Dichtkunst, welche diesen Namen verdient, sind ernste Gesetzgeberinnen. Aber wie

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streng sie auch immer seyn mögen, man gehorcht gleichwohl sogar ihren Winken, wenn man die Wirkungen kennt, welche sie, vereint, hervorbringen.

Nur diefs darf ich von den Schauspielen sagen. Alles andre, besonders das, was ihre dichterische Bildung betrift, muss ich, wie ich in Ansehung meiner Schriften schon seit einem halben Jahrhunderte gethan habe, dem Ausspruche der Welt überlassen.

Eine Bemerkung über die dichterische Bildung überhaupt will ich indefs doch wie

derholen. Sie ist Einige haben ihre Be

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griffe von der Dichtkunst dadurch einge

schränkt, dafs sie nichts als Gesetz der Schön

heit zugestehn, was sie nicht in Beyspielen

der griechischen oder römischen Dichter finden. Aber sie könnten doch wohl nichts von Bedeutung einwerfen, wenn man sich etwa so gegen sie erklärte: Amicus Home

f

rus. Amicus Maro, magis amica carminis

veritas.

Wer die geoffenbarte Religion eben so wenig glaubt, als die Vielgötterey unsrer Vorfahren, der hat Unrecht, wenn er defswegen Nathan und Brenno (ich nenne nur diese) nicht für gleich würdige Gegenstände. des Dichters hält. Verfährt er anders, so läfst er Nathan etwas entgelten, was ihm Brenno nicht entgilt. Sein Urtheil von Gedichten geht nun in den Ketten seiner Meinungen, vielleicht auch seiner Leidenschaft: und solches Geklirr hört man ungern.

Ich habe die Trauerspiele und die Bardiete so geordnet, dass man fortwährenden Anlass zur Vergleichung hat, und sich da

her desto öfter fragen kann, ob man sich

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verzeihen dürfe, wenn man seinen Meinun

gen einen so schlimmen Einfluss auf sein Urtheil erlaubt.

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