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3 weites Kapitel.

Graf Wilhelms Kriegsdienst unter Mar 1. Die Vers giftungsgeschichte. Erster französischer Dienst. Seine Hinneigung zur Reformations-Sache. Verhältniß zur Stadt und dem Bischofe von Straßz burg. Seine Verbindungen mit Fr. v. Sickingen. Der Bauernaufstand und der Bauernkrieg. Fehde mit Herzog Ulrich von Würtemberg. Theilnahme an dessen Wiedereinsehung. Irrungen mit Lands graf Philipp von Hessen.

Noch im Jahre 1515 gegen den Spätherbst, wurde Wilhelm von dem alten Kaiser aufs Neue ausgezeichnet. Er erhielt die Stelle eines Feldhauptmanns beim Heere des Reichs und den Befehl, mit 50 gerüsteten Pferden sich bes reit zu halten, um wider Frankreich und Venedig zu zies hen. Hiefür seßte ihm Marimilian fünf und zwanzig Gulden monatliche Tafelgelder aus; sodann, als Besoldung und Schadenersaß für ein gerüstetes Pferd zehn Gulden, für einen Kurassier mit 5 Pferden und einem Troßbuben fünf Gulden rheinisch. (') Es diente auch in diesem Feldzug Wilhelm mit Ehren und erwarb sich kriegerischen Ruf. Nichts desto weniger war bald darauf die Kabale sehr

(') Kaiserl. Mandat. (F. S.-A. Nro. 287.)

geschäftig, seine Ehre zu beflecken und seinen und des Ges schlechtes Namen in der öffentlichen Meinung zu brands marken, durch Anschuldigungen der schwärzesten Natur. Eis nige Leute von niedriger Herkunft, welche verschiedener Verbrechen wegen zu Mümpelgard die peinliche Frage bes standen, sagten aus: Graf Wilhelm habe Hans Kasparn von Bubenhofen, so wie noch mehrern andern Herren, durch Gift nach dem Leben gestrebt. Es geht aus genauer Ansicht der Akten hervor, daß es den Richtern selbst so ziemlich um die Schuld des Grafen zu thun war, und ein persönlis ches Interesse sie veranlaßte, in einen obschwebenden Rechtshandel einen demselben völlig fremden Gegenstand einzuschieben. Es schien das förmlich verabredete Werk seiner Feinde, das moralische Daseyn eines Mannes zu vernichten, dessen rasches, durchfahrendes Wesen vielleicht bei mehreren Anlässen sie gekränkt und verlegt hatte.

Troß dem, daß die »armen gemarterten Leute« die durch Folterpein erzwungenen Geständnisse selbst in der Folge zurücknahmen, so hatte die Sache dennoch im Publikum nicht geringes Aufsehen erregt, und der Graf, aufs Äus ßerste erbittert, erhob, während er jedermann, der jener Nachrede sich erkühnen würde, zu ritterlichem Kampf den Handschuh hinwarf, bei dem Kaiser feierliche Klage. Es ers schien darauf ein Mandat Marimilians, worin alle, die den Fürstenberger der fraglichen Sache schuldig hielten, oder wider ihn zu zeugen håtten, aufgefordert wurden, solches bis zum 27. Oktober bei Hofe anzubringen. Niemand trat aber auf, und Wilhelm erhielt vollständige öffentliche Ges nugthuung. (')

So lange Kaiser Mar noch regiert hatte, war der Graf für das Interesse des Reiches im Allgemeinen und jenes von

(') Mandat d. d. Eme, 1. September 1517. (F. H.-A. 291«.)

Österreich insbesondere eifrigst bestrebt gewesen. Der Tod des Erstern aber ånderte das bisherige Verhältniß, wie noch so viel anderes mehr in Leutschland. Wilhelm trat, nach dem Beispiele der Franz von Sickingen, der Solms und einer Menge von Grafen und Freiherren, in die Dienste der Krone Frankreich. Er verhieß mit all seinen Personen, Schlössern und Mannen, über welche er diesfeits des Rheins zu verfügen hatte, dem Könige wider jedermann, blos die 13 Orte der Eidgenossenschaft ausge nommen, zu dienen. Dagegen sicherte Franz I. dem Grafen eine jährliche Besoldung von 6000 französischen Franken (') zu; ferner feinen Schuß gegen alle und jede Gewalt, welche er, dieses Kriegsdienstes willen, erleiden sollte; dasselbe sollte auch seinen Freunden gelten, über alle fremde Kriegsvölker, die der König aus den Eidgenossen werben würde, erhielt er zum Voraus die Stelle eines obersten Feldhauptmannes; desgleichen auch über eine gute Zahl Landsknechte, wenn der König in den Fall käme, ihrer zu gebrauchen. Die allfällige Besetzung der Flecken und Schlösser des Grafen während seiner Abwesenheit sollte durch französische Mannschaft geschehen. (')

Dieser französische Kriegsdienst wurde dem Grafen, so wie vielen andern seiner Standesgenossen mehr, die das Gleiche thaten, von den Anhängern Karls V. sehr übel gedeutet. Er war jedoch mit Fug und Recht und ohne die geringste Felonie von Wilhelm eingegangen worden. Es gab damals in Teutschland viele, selbst patriotisch-ges finnte Männer, welche die Wahl des Don Karlos nicht

(") Livres Tournoys.

(*) Bestallungsbrief d. d. Dijon, 27. Mai 1521. Die Urkunde ist teutsch ausgefertigt und von Robertet entgegengezeichnet. Wahrscheinlich wurde sie doppelt in beiden Sprachen ausgefertigt.

als einen Sieg der Nationalität, sondern als einen Sieg der spanisch-dsterreichischen Parthei und den neuen Kaiser so gut für einen Fremden, als den König Franz von Frankreich, betrachteten. Die Besorgniß vor der übergrößen Macht desselben, auf Unkosten der teutschen Reichsfreis heit, gab einer, in den Folgen freilich nicht sehr gerechtfertigten Politik das Daseyn, welche für Rettung jener Freiheit keinen stårkern Hort, als in dem innigen Anschließen an den König von Frankreich, erblickte. Zu den politischen Gründen kamen nun auch noch die Religionswirren, welche auf das Benehmen der Einzelnen, wie der Staaten, bedeutenden Einfluß übten.

Gleich zu Anfang der durch Magister Huldreich Zwingli und Doktor Martin Luther in Helvetien und Leutschland bewirkten Reformation, hatte der feurige und unruhige Geist Wilhelms von Fürstenberg die neuen Ideen mit aller Lebhaftigkeit aufgefaßt, welche damals, als allgemeis ner Charakter der Zeit, alle denkenden und entschiedenen Köpfe mehr oder minder ergriff. Die genaue Freundschaft mit Franz von Sickingen, welcher als das Haupt und der Stimmführer des teutschen Adels betrachtet wurde, und der nähere Umgang mit den Gelehrten Kaspar Sturm und Kaspar Hedio, welche Wilhelm wahrscheinlich wähe rend seines häufigen Aufenthaltes zu Straßburg, (') eis nem der Hauptbrennpunkte der Reformation, kennen gelernt, hatten nicht geringen Antheil an der Richtung, welche von nun an das Streben des Grafen nahm. Der blos in den süßen Angewöhnungen des gesellschaftli chen Lebens und im wilden Spiel der Waffen aufgewachs sene Jüngling begann, als Mann, denkend in seine Brust zu greifen und nach dem ernstern Zwecke des Lebens zu

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( Zimmera'sche Chronik. Sattler,

forschen. Fürstenberg und Sickingen fühlten und durch drangen sich als gleiche Naturen, und obschon beide nicmals förmlich zum Protestantismus übergetreten sind, (') so erkannten sie doch in demselben den geistigen Strom, dazu bestimmt, das in Fäulniß übergegangene Leben der Christenheit im Allgemeinen und teutscher Nation insbe fondere wieder aufzufrischen. Auch für die Herstellung der untergrabenen Adelsrechte schien in dieser Neuerung mehr, als Ein bedeutender Impuls zu liegen; die teutsche Ritz terschaft, welche eine so reiche und glänzende Geschichte aufzuweisen hatte, handelte nicht eigennüßiger, als die größern Reichsfürsten, welche die Kaiserwahl und die Reformation zu Ausbreitung ihrer Macht und zu Vermehrung ihrer Reichthümer nachKräften benußten. Das gemeinsame Interesse des Adels und der Städte war es, das in jenen Zeiten den alten Wechselhaß der Stånde schwinden machte und beide für längere Dauer eng mit einander verband. Das Verhältniß hatte sich mächtig geändert. So wie früher die Stellung des Adels, verbunden mit dem Klerus, gegenüber dem Bürgerthum gewesen war, so stand der Adel nunmehr, vereinigt mit dem Bürgerthum, den Eingriffen der Fürsten, den Anmaßungen der Piesterschaft und den absøs Autistischen Anstrengungen mehrerer Kaiser gegenüber. Dadurch, daß der Adel diesen Gesichtspunkt nicht fest genug faßte und nach dem Mißlingen des Sicking’schen Aufstandes die Haltung zu frühe verlor und seine Kraft zersplitterte, ging für ihn auf immer die günstige Gelegenheit verloren, die alten Rechte wieder zu erringen und, im Geiste der Zeit, wie in dem eigenen ursprünglichen des Institutes, durch sich selbst reformirt, volksthümlich und mit den Nationalinteressen ausgesöhnt, auf die Schicksale Leutschlands,

() Sattler. Bd. III.

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