Графични страници
PDF файл
ePub

Herder.

Ich kann nicht umhin, eins unter den vielen schönen Ins rischen Stücken hieher zu sehen, womit dieser verdienstvolle Schriftsteller fein so schäzbares Werk vom Geiste der ebräischen Poesie belebt und verschönert hat. Sie haus chen durchgehends die Wärme und Begeisterung, in die er durch seine geistvollen Schilderungen der Kraft und Würde biblischer Dichtkunst versezt wurde.

Sprache und Schrift.

Heil dir! unsichtbar Kind des Menschenhauchs,
Der Engel Schwester, süsse Sprache du!
Ohn' deren treuen Dienst das volle Herz
Erlåge unter der Empfindung Last.
Kein Lied von Alters her besuchte je

Ein menschlich Ohr; die Vorwelt wåre stumm:
Verhallt des Menschen wie des Thieres Tritt:
Des Weisen Herz auch seiner Lieder Grab.

Allmächtiger, der Herz und Zunge band,
Der einem schwachen Hauch, dem leeren Schall
Gedanken, Herzensregung, Allmacht lieh,
Zu tonen über ferne Zeiten hin,

Der den Gedanken Flügel gab und Kraft
Auch seines Gleichen zu erschaffen, Kraft
Des Bruders Seele mit der Worte Licht ́
Zu überströmen, zu erquicken sie
Mit süsser Ton' unsterblichem Gesang.

Verborgner Gott! in deiner kleinsten That
So tief verborgen! Meine Zunge harrt,
Die Seele fortzuströmen, weiß nicht wie!
Mein Herz verlangt sich auszugiessen, sich
Zu bilden in des Hörers Ohr; das Ohr
Empfängt den Laut und sagts der Seele an;

[blocks in formation]

Herder.

[ocr errors]

Herder.

Und unerschöpft bleibt meines Herzens Quek.
Ja höher wallt er auf! der Worte Licht
Entflammet meinen, Geist, der Töne Kraft
Erhebt mein Herz, und o ein leerer Hauch
Giebt flüchtigen Gedanken Ewigkeit !

Denn du o Schöpfer, gabst dem Menschensinn
Dein zweites Kunstgeheimniß, auch dem Schall
Gestalt zu geben, ihn zu fesseln neu

Mit schwacher leiser Züge Engelsschrift.
Sie lesend weissagt, spricht der stille Geist
Mit fremdem, fernem Geiste, weckt aus sich
Gedanken, die ihm Zug und Bild nicht gab,
Fliegt in entfernte Zonen, ahndet tief
Sich in der Vorwelt Herz, die göttlichsten
Gestalten vor ihm auf: er blickt
In aller Weisen Busen, hdret noch
Dein hohes Lied, Homer und Ossian.

[ocr errors]

Und seid denn ihr verscharret, heilige
Urvåter unsrer Lieder, Sprach' und Schrift?
Ihr frühen Weisen, denen Gott zuerst
Den Mund beseelt' und aufthat ihren Blick,
Zu sehn den Unsichtbaren überall,

Den Unnennbaren, Tiefverborgenen
Zu nennen, ihn zu bilden seinem Volk
Nicht in Gestalten, in der Töne Kraft.
Seid ihr vergessen, denen Gott zuerst
Die Hand gelenket, der Vergessenheit
Reich zu zerstören? zu vertrauen uns
Was sie erblickten, was Gott ihnen sprach.
Hat eure Harfe keinen Ton für uns?
Und euer Morgenroth für uns kein Licht?

Ich seh, ich sehe sie. Sie schlummern da
In ihren heilgen Gråbern. Wag' ich es
Den dunklen Schleier anzurühren nur,
Der auf den Todten liegt? Ich tret' hinzu:
Es glänzt ihr Angesicht: sie schlummern schön.
Und o ein hoher Harfenlobgesang

Umringt mein Ohr! - Sie gehn daher vor mir

In glänzend schöner Pracht und Majeståt.
Jesaias, Hiob, Moses und der Hirt,
Lieblich gekrönt mit Psalmen Israels. ·
Die Harfen in der Hand lobsingen sie
Wie Morgenstern' um ihres Schöpfers Thron,
Und Erd' und Himmel staunen, fühlen neu
Die Hand, die sie, auch sie, zu Liedern schuf.

Erzengel des Gesanges, schwebet ihr
Hinweg? hinauf? und lasset, lasset mir
Aus eurer Harfe keinen leisen Laut,
Aus eures Busens Fülle keinen Ton,
Kein Lüftchen von der Gottesflamme Sturm?
Soll der Gesang der Allmacht lange noch
In starren Bildern schlafen? soll der Kranz
Vom Lebensbaum der Schöpfung, Moder sevn,
Berehrt und dumpf benebelnd Aug' und Geist?

Kommt, heilge Schatten, kommt und heiliget
Mir Lipp und Sprache! Keine Sprache je
Kann eures Liedes Gott unheilig seyn,
Den alle Zungen loben! Steht mir bei,
Daß ich von eurem Fußtritt nur die Spur,
Von euren Bildern, euren Tönen nur
Den Schatten, nur den Nachhall gebe, treu
Enträthselnd alter Züge Gottesschrift
Und eures Herzens hocheinfältgen Sinn.
Andeuten will ich, was mein Mund verschweigt,
Und eure Kraft versenken in mein Herz.

[blocks in formation]
[ocr errors][merged small][ocr errors]

F. L. Graf zu F. L. Graf zu Stolberg.

Stolberg.,

Würdiger weiß ich den hier geflochtnen Hymnenkranz nicht zu schliessen, als mit dieser so schönen, hervorstechens den Blume, die aus griechischem Boden auf deutschen verpflanzt scheint. Glücklicher kann man die Manier des Alterthums in dieser Gattung schwerlich erreichen, und an In tereffe für unsre Zeiten noch übertreffen.

Hymne an die Erde.

Erde, du Mutter zahlloser Kinder; Mutter und

Amme!

Bei mir gegrüsst! sei mir gesegnet im Feiergesange!
Sieh, o Mutter, hier lieg ich an deinen schwellenden
Brüsten,

Lieg'o Grüngelockte, von deinem wallenden Haupts

haar

Sanft umfäuselt, und sanft gekühlt von thauenden Lüft ten!

Ach du säuselst Wonne mir zú, und thauest mir Wehs muth

In das Herz, daß Wehmuth und Wonn' aus schmels zender Seele,

Sich in Thrånen und Dank und heiligen Liedern ers

giessen!

Erde du Mutter zahlloser Kinder, Mutter und

Amme!

Schwester der allerfreuenden Sonne, des freundlichen
Mondes,

Und der strahlenden Stern', und des flammenbeschweift
ten Kometen,

Eine der jüngsten Töchter der allgebårenden Schöpfung,
Immer blühendes Weib des segenträufelnden Hims

mels,

Sprich,

[ocr errors]

Eprich, o Erde! wie war dir, als du am ersten der F. L. Graf zu

Tage

Deinen heiligen Schoos dem bulenden Himmel ents

hülltest?

Dein Erröthen war die erste der Morgenröthen,
Als er, im blendenden Bette von weichen schwellenden
Wolken,

Deine gürtende Binde mit siegender Stärke dir löste!
Schauer durchbebten die stille Natur, und taufendmat
tausend

Leben keimten empor aus der mächtigen Liebesumars mung:

Freudig begrüssten die Fluthen des Meeres neuer Bes wohner

Mannigfaltige Schaaren; es staunte der werdende

Wallfisch

Neber die steigenden Ströme, die seiner Nasen entbraus

sten;

Sunges Leben durchbrüllte die Auen, die Wälder, die

Berge,

Irrte blökend im Thal, und sang in blühenden Staus

den,

Wiegte sich spielend am Quell auf wankenden Blümchen und girrte

Auf den Gipfeln der Ulme, die liebende Reben ums schlangen;

1

Denn der edle Wieh'rer nicht nur, und der mächtige

Löwe,

Nicht nur Vögel des Hains, und summende, goldene

Fliegen

Tranken aus der Quelle des Lebens, Libanons Zedern
Tranken auch, estranken die Haine, die Blumen und
Gräschen

Jedes nach seinem Maaße, vom Lebentrunkneren Mens

schen

3

Bis zum Gräschen im Thal und bebenden Sprößling des
Berges.

Alle sterben, und werden geführt von Stufe zu Stufe,
Durch unendliche Reihen bestimmter Aeonen, sie schleichen
Oder sie fliegen, von Kraft zu Kraft, von Schöne zu

Schöne!
P 4

Erde,

Stolberg.

« ПредишнаНапред »