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cuon tuicolai,

von Nicolai.

(Unten werden wir seine Verdienste um das komisch-romantische Heldengedicht kennen lernen. Aber auch die kürz zeru Erzählungen find ihm sehr, geglückt, die der neunte Band seiner vermischten Gedichte enthält, und worunter folgende, gleich mehrern dort befindlichen, aus den von le Grand gesammelten Fabliaux et Contes der alten franzdfischen Poesie genommen, von dem deutschen Dichter aber gar sehr verschönert ist.)

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Ein altes Schloß in Schwabenland,
Das unweit einer Brücken stand,

Sah gegenüber, zwischen zwei bebauten Hügeln,
Ein Gothisch Städtlein sich im hellen Bache spiegeln.
Das Städtlein und das alte Schloß
Besaßen zwei verschiedne Seltenheiten,
Die zu besehn das Volk von allen Seiten
Des Sonntags nach der Brücke floß.

• Aus jenem kam in ihrer Aeltern Mitte

Das schönste Kind dahin - Es war der Bürger
Sitte,

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Nach angehörter Vesper hier umher zu gehn
Getruden zu bewundern, blieb man stehn,
Und folgte, Beifall flüsternd, ihrem Schritte.
Aus diesem kam, nicht minder gierig angesehn,
Der Junker, ein Geschöpf von ganz verschiednem
Schnitte.

So schön sie war, so ungestalt war er;

Klein, mager, krumm; tief in den Schultern steckte.
Sein ungeheurer Kopf, den man von hinten her
Des hohen Höckers wegen kaum entdeckte.

Das Glück hingegen hatte, ganz voll Widersinn,
Dem Sunker großes Gut, dem Mädchen nichts ver

liehn.

Den

von Ticolai,

dem

Den Häßlichen entzündeten die Reize

Der Schönen, und sein Neichthum schien
Geize

Der Weltern ein gewisser Ruf,

Daß ihn für sie der Himmel schuf.

Nicht, daß das gute Kind gleich ihnen dachte,

Sie wünscht ihn nicht; allein sie wich, und lernte

bald

Daß ihres Gatten häßliche Gestalt

Das leichtste war, was ihn beschwerlich machte.
Geiz, Eifersucht und Tyrannei,

Dieß waren Fehler hårter zu verdauen ;

Und die bewiesen ihr, wie selten für die Frauen
Zufriedenheit die Frucht der Ehe set.

Je sicherer der Balg es selber wußte,
Daß ihn Getrude hassen mußte,

Je hårter ward er ihr, je mehr wuchs ihre Pein,
Und keine Seele ließ er, sie zu trösten, ein.
Als Wächter saß er einst an einem Osterfeste
In seiner blauen Wollenweste

Am Thore. Müßig sah er in die Gegend hin,
Und sah von weitem her drei muntre Gåste,
Drei Sånger, auf der Straße ziehn.

Sie trugen jeder eine blaue Wollenweste,

Wie er, und jeder trug sogar

Auch einen Höcker, seinem Höcker auf ein Haar

So gleich, daß es nicht zu bestimmen war,

Dieß sei der kleinste, dieß der größte.

Sie kommen, bleiben stehn, und sehn ihn schalkhaft

an.

Gott grüß' Euch, Bruder und Kumpan!

So rufen sie, und zeigen ihm die schiefen Rücken.
Wir kommen auf das Fest, uns unter Eurem Dach
Mit Trank und Speise zu erquicken.

Der Junker, sonst zum Zorne jach,

Giebt diesesmal der muntern Laune nach;

Hålt durch den dreisten Scherz sich eben nicht verleget
An seiner Ehre, führt sie nach der Küche, seßet,

Hier ihnen Speck und Linsen vor,

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von Nicolai. Dann eine kalte Gans, und Eier in der Pfanne,
Auch Firnewein, für jeden eine Kanne;
Und wacker kaut und zieht der kleine Chor.
Nach rein geleckten Schüsseln führet er sie wieder
Hinaus. Hiermit gehabt euch wohl, ihr Brüder!
Spricht er; doch merket euch dieß Schloß und dieses
Thor,

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Ertapp' ich jemals euch auf dieser Schwelle wieder,
Seht ihr das Wasser dort? in dieses fliegt ihr nieder.
Euch Flegeln diene dieß zum Unterricht,

Wie man mit einem Junker spricht.

Stumm gaffen sie ihn an, und drehn sich nach der
Brücke,

Er nach dem Felde zu. Sie schielen oft zurücke,
Und kaum verliert er sich aus ihrem Blicke,

So fangen sie zu hüpfen und zu lachen an,
Und singen, was nur ihre Kehle kann.

Von ihrer hohen Kammer hört ihr frohes Schreien
Des Junkers armes Weib, und spricht

Zu Liesen: Sollten wir uns nicht,

Gleich andern, auf das Fest an einem Lied erfreun?
Mein Mann ist weit, und wird es lange sein,

Die Zofe rufet von der Brücke,

Das Trio nach der Burg zurücke,

Und führt es bei Getruden ein.

Man schließt die Thüren fest, und nun beginnen,
Das vom betrognen Eifersücht'gen spricht,

Das auf den Geiz der Männer sticht,

Wird ausgekramt. Aus vollem Halse lacht die Zofe;
Auch in Getrudens Auge glüht

Geheime Lust.

Doch schnell, als sie durchs Fenster sieht,

Erblicket sie den Junker auf dem Hofe.

Wem bange ward, das waren unsre drei.
Getrude selbst war nicht von Schrecken frei.
Die Zofe råth, geschwind die Sänger zu verstecken.
Sie spricht: Drei leere Kisten stehen gleich
Am Bette hier, in jede kann sich Einer, strecken,
Und sich den Mund, damit der Junker euch
Nicht athmen hört, mit einem Küssen decken.

Kaum

Kaum ist der Rath befolgt, so tritt der Junker ein: von Nicolaig Wie schon die Sonne sticht! da wollt' ich nach der

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Mühle:

„Das brannte dir. Da geh' ein Andrer! nein,
»Ich eher nicht, als Abends bei der Kühle.

Was thun wir bis dahin! Gebt Karten her zum
Spiele! 66

Getrude weigert sich, vergebens! er befiehlt.
Getrude wiederholet oft: Mich dünket,
Die Hiße fällt, die Sonne sinket.

Umsonst! Drei volle Stunden wird gespielt.

Nun bricht er auf. Doch was? er nahet sich dem
Bette?

Riecht er die Buckligen? Vielleicht!

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Ach nein! er nimmt den Hut. Nun noch ein Kuß! Er
schleicht

Dießmal, als ob er Blei in beiden Füßen håtte.
Jht ist er fort. Geschwind die Kisten vorgerückt!
Die Schlösser los! Die Küssen weggenommen!
Ihr Herren, auf! Könnt ihr nicht auf die Beine
kommen?

Hilf ihnen, Liese! — Himmel! alle drei er:
stickt!

Das ist ein Schlag, das ist ein Schrecken!

Fast wünschet sich Getrude mit erstickt zu sein.

Doch leeres Winseln wird die Todten nicht erwe:
cken;

Rath brauchet es, sich schnell von ihnen zu befrein.
Sie steigt hinab, bleibt in der Pforte stehen,
Sieht einen starken Bauren auf der Straße gehen.
"Freund, wärst du gerne reich?"— Ei ja! versuchts,
und seht,

Ob mir es nicht so gut, als jedem andern steht.

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Nun dreißig baare Thaler, siehe,

Die kannst du mit geringer Mühe » Gewinnen." Dreißig Thaler!

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Er schwöret, nichts zu saz

gen.

vonicolai Sie führet ihn mit sich hinauf,

Schließt eine nur der Kisten auf,

Und heißt ihn diesen Leichnam nach dem Bache tras gen.

Er fodert einen Sack, faßt herzhaft bei dem Kragen
Den Krüppel an, schiebt ihn hinein, trågt ihn das
von,

Und wirft ihn glücklich von der Brücke
Ins Wasser, kehret froh zurücke,

Weis't den geleerten Sack, und fodert seinen Lohn.
Den gåb' ich dir sogleich, wenn ich nicht sicher wüßte,
Du hast die Arbeit nicht gethan,

"

"

Zu der du dich verdinget. Sieh nur selber an,

Da liegt der Bucklige noch in derselben Kiste.

Den zweiten weis't sie ihm. Er stußet. Schau doch,

schau,

Den Retel! dacht ich doch, ich hått' ihn wohl vergras
ben.

Wie Henkers kam er denn zurücke, gnåd'ge Frau?
Der Schuft muß mich beheret haben.

Doch, laßt es sein! mich necken laß' ich nicht. Und

nun

Mag er den zweiten Sprung ein wenig tiefer thun.
Er packt ihn ein. Mit einem Stricke

Versichert er den untersuchten Sack,

Und trägt ihn wieder huckepack

Davon, und stürzt ihn von der Brücke,

Den Kopf zuerst, hinab, und steht,

Und warter, bis er untergeht;

Dann eilt er, seines Lohns gewiß, zurücke.

(Die dritte Kiste ward indeß voran gesezt)

Nun, dießmal, gnåd'ge Frau, hab' ich ihn recht ges

Ich warf ihn in des Baches Mitte,

neßt.

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„Laß sehn!“ Der Bauer prellt drei Schritte

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Wie läuft er denn, der Hund, und ist doch mauses

Schwere

tobt?

Auch

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